© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

„Der Krieg ist bereits im Gange“
Interview: Der Publizist André F. Lichtschlag provoziert mit seinem neuen Essay „Feindbild Muslim“ alle Seiten
Moritz Schwarz

Herr Lichtschlag, „Feindbild Muslim“ heißt Ihr eben erschienener Essay. Sie hätten sich vielen Problemen zuwenden können, warum ist Ihnen dieses so wichtig?

Lichtschlag: So ähnlich haben das Journalisten die Initiatoren der Minarett-Initiative auch gefragt: „Was macht Ihr da? Das interessiert doch keinen.“ Die Schweizer haben eine klare Antwort gegeben. Am Ende geht es hier um unseren Wohlstand und unsere Zivilisation, auch um Krieg oder Frieden.

Geht es nicht eine Stufe tiefer?

Lichtschlag: Der Krieg gegen die moslemische Welt ist doch bereits im Gange. Auch deutsche Truppen stehen am Hindukusch. Andere im Irak. Womöglich bald im Iran? Wer in Deutschland als Islamkritiker auftritt, ist oft sehr dafür, den Mullahs militärisch zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und die Perspektive eines Bürgerkriegs in Westeuropa stammt auch nicht von mir, sondern wird vom amerikanischen Geheimdienst CIA für sehr wahrscheinlich gehalten. 

Das spricht ja dann für die Warnungen der Islamkritiker.

Lichtschlag: Ihre Zunahme ist ein Hinweis auf steigende Spannungen, ja.

Also, worum geht es Ihnen konkret?

Lichtschlag: Das Thema ist emotional extrem aufgeladen. Ich konnte nur sehr einseitige Beiträge finden, bei denen immer mindestens ein Aspekt beschönigt, ein anderer dramatisiert wird. Mir geht es darum, Klartext ohne Scheuklappen beizusteuern: keinen Beteiligten zu schonen und keinen zu dämonisieren.

Und auf welcher Seite stehen Sie?

Lichtschlag: Auf der Seite der preußischen Toleranz. Diese Position ist aber nur aus eigener Stärke heraus möglich. Und die ist in keiner Weise mehr vorhanden. Unsere westlichen Demokratien zehren demographisch, demokratisch, kulturell, moralisch und ökonomisch von der Vergangenheit, wir leben auf Kosten der Zukunft. Wer an die Wurzel dieser Probleme greifen will, muß sich mit dem hausgemachten Sozialismus, einem gescheiterten Wohlfahrtsstaat und falscher Einwanderungspolitik beschäftigen, statt sich an religiösen Symbolen zu vergreifen und damit nebenbei noch die letzten eigenen Werte preiszugeben.

„Islam bedeutet Frieden“?

Lichtschlag: Unsinn! Ich sagte ja: Ich möchte nichts schönreden, auch diese uns meist fremde Religion nicht. Lassen Sie es mich anders erklären: In Deutschland, ebenso in Frankreich oder Großbritannien, werden seit Jahrzehnten Ausländer systematisch gegenüber Inländern bevorzugt – durch besondere Subventionen, Diskriminierungsgesetze und vieles mehr. Massen von Migranten leben auf Kosten der Einheimischen, und letztere werden dabei noch verhöhnt. Das weckt Neidinstinkte. Diese drohen sich zu entladen, wenn Diskussionen jahrelang unterdrückt werden. In diesem Stadium sind wir jetzt. Und wie das so ist bei viel Druck im Kessel: All die berechtigte Wut entweicht nun auch an Stellen, wo Schaden entsteht.

Tatsächlich setzen Sie sich mit Ihrem Essay zwischen alle Stühle, kritisieren ausländerliebende Gutmenschen ebenso wie „populistische“ Islamkritiker, aber auch kulturell selbstgefällige Zuwanderer.

Lichtschlag: Alle drei von ihnen genannten Gruppen verhalten sich subjektiv nachvollziehbar richtig in einem Politik- und Wirtschaftssystem, das irrsinnige Anreize setzt und am Ende Menschen gegeneinander aufhetzt.

Inwiefern?

Lichtschlag: Ganze Straßenzüge arabischer Großfamilien in Berlin leben auf Kosten der letzten Produktiven in der deutschen Mittelschicht. Sie sind ohne jede Gegenleistung besser versorgt, als sie es je in ihrer Heimat durch Arbeit hätten erreichen können. Ihre jüngeren Söhne ziehen durch die Straßen, schikanieren Schwächere und verlangen zynisch „Respekt“. Was wäre nun gewonnen, wenn diese Mitglieder arabischen Jugendgangs nicht mehr Moslems wären, sondern wie immer mehr deutsche Jugendliche an gar nichts glauben? Meine These ist: Im Innern tun sie es oft längst! Die da in der U-Bahn andere zusammenschlagen, sind eher selten bärtig und mit dem Koran bewaffnet. Vor allem aber wäre unser eigener gesellschaftlicher Selbstmord auf Raten, den eine vitaler erscheinende fremde Kultur uns so schrecklich ins Unterbewußtsein ruft, durch deren Glaubenskonversion um keinen Deut gebremst. Islamkritik ist eine ideologische Kaschierung ganz realer Probleme. Lösungen sehen anders aus.

Zum Beispiel?

Lichtschlag: Diesen gewalttätigen Jugendlichen gehört der Geldhahn zugedreht. Sie sollen arbeiten und sich selbst versorgen, dann kommen sie auch weniger auf krumme Gedanken. Dann müssen die potentiellen Opfer bewaffnet und nicht systematisch entwaffnet werden. In den USA hat man mit einem solchen Politmix die Kriminalität enorm zurückdrängen können. Übrigens sind die dortigen „Musels“ mit fast identischen Begleiterscheinungen immer schon die „Neger“ gewesen. Und die sind Christen, was nicht für die religiöse Erklärung solcher Phänomene spricht.

Für die „rechtspopulistischen Protestbewegungen“ haben Sie Kritik, aber auch Lob übrig. Wie stehen Sie nun zu ihnen?

Lichtschlag: Zunächst habe ich für ihren Mut, aktiv zu werden, große Sympathie. Sie streiten ja auch dafür, Probleme, die jahrelang verschwiegen wurden, überhaupt benennen zu dürfen. Wenn man sich jedoch manche Führer anschaut, stellt man fest, daß diese Gruppen zuweilen gar nicht rechts sind, sondern links! Geert Wilders vertritt wirtschaftspolitische Positionen der deutschen Linkspartei. So möchte er holländischen Beamten die Rente mit 65 in Ewigkeit garantieren, obwohl die demographischen und wirtschaftlichen Berechtigungen dafür längst verspielt wurden. Ähnliches gilt leider auch für Pro NRW: Die führen allen Unsinn mit im Gepäck, vom flächendeckenden Arbeitsverbot für Geringverdiener, genannt „Mindestlohn“, bis zum Freibier für alle: „keine Studiengebühren“. Das ist traurig, denn den letzten Produktiven des deutschen Mittelstandes steht das Wasser jetzt schon bis zum Hals, da werden noch mehr Linke in den Parlamenten eher nicht gebraucht.

Haben also die „Gutmenschen“ recht, wenn sie Islamkritik einfach als Xenophobie qualifizieren?

Lichtschlag: Wenn es nur so wäre! Wut auf Ausländer – so kollektivistisch und falsch auch das wäre – hätte ob all der Benachteiligung der Einheimischen ja einen rationalen Kern! Doch wer früher über die „Kanaken“ geschimpft hat, kritisiert heute pseudointellektuell die „Musels“. Man macht auf Religionsexperte und behauptet, daß eine jahrhundertealte Religion, deren Gläubige die meisten Zeiten und an vielen Orten friedlich mit anderen zusammengelebt haben, gar keine ist. Der Islam sei in Wirklichkeit eine totalitäre Ideologie, behaupten die Islamkritiker. Und hier sollten Sie eigentlich hellhörig werden!

Warum?

Lichtschlag: Weil das die typische Argumentation der militanten Atheisten ist. Leute, die jetzt am liebsten auch den Papst einsperren lassen möchten, werfen jeder Religion vor, in Wirklichkeit nur eine totalitäre Ideologie zu sein. Entsprechende Bibel- oder Koran-Stellen lassen sich leicht finden.

Also geht es doch um Religion?

Lichtschlag: Nicht bei den genannten Problemen. Aber deutlich in der übergelagerten ideologischen Debatte: Da ist es ein Religionskrieg. Auf der einen Seite steht eine tatsächlich bedrohlich totalitär werdende Eine-Welt-Zivilreligion mit Göttern wie Obama, Teufeln wie dem „ewigen Braunauer“, Ablaßhandel gegen Klimaerwärmung, Opfern mit Glühbirnenverzicht, immer neuen Steuern und Totalüberwachung, Ritualen wie Dosenpfand und Schuldkult und so weiter. Die natürlichen Gegner dieser Zivilreligion sind die traditionellen echten Religionen. Deshalb der Krieg gegen den Islam. Und deshalb der Krieg gegen Papst und die katholische Kirche. Die stärksten Verbündeten der Islamkritik sind nicht nur in den Niederlanden Feministinnen und Homobewegung. Das ist ja legitim, nur bieten ein mit Religionshaß angereicherter, immerwährender Christopher Street Day und Freunde wie Alice Schwarzer eher nicht die Lösung für unsere ureigenen, massiven Probleme.

 

André F. Lichtschlag, 41, ist Publizist, Verleger ( www.lichtschlag-buchverlag.de ) und Herausgeber der libertären Monatszeitschrift „Eigentümlich frei“ ( www.ef-magazin.de ). Soeben ist sein Buch „Feindbild Muslim. Schauplätze verfehlter Einwanderungs- und Sozialpolitik“ erschienen (Manuscriptum, Waltrop 2010, gebunden, 63 Seiten, 7,80 Euro)

Foto: André Lichtschlag: „Die Wurzel des Problems sind Sozialismus, Wohlfahrtsstaat und Einwanderung“

 

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