© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

DVD: Katyn
Lügen
Werner Olles

September 1939. Auf einer Brücke treffen polnische Flüchtlinge aus dem Westen, die vor der Deutschen Wehrmacht fliehen, auf Flüchtlinge aus dem Osten, die auf der Flucht vor der Roten Armee sind. Anna (Maja Ostaszewska) ist auf der Suche nach ihrem Mann Andrzej (Artur Zmijewski), einem Offizier des 8. Polnischen Ulanenregiments. Doch die Rote Armee und der NKWD, der berüchtigte Geheimdienst des sowjetischen Innenministeriums, haben bereits über 14.000 polnische Offiziere zusammengetrieben, um sie in Arbeitslager zu transportieren, darunter auch Andrzej. Währenddessen schließt die Gestapo die Universität von Krakau und verschleppt die Professoren, darunter auch Andrzejs Vater, in das Konzentrationslager Sachsenhausen.

1943 entdeckt die Wehrmacht in den Wäldern von Katyń die zugeschütteten Massengräber und informiert die polnische Bevölkerung über das Massaker, dem fast 30.000 polnische Offiziere, Polizei- und Gendarmerieangehörige und Intellektuelle zum Opfer fielen (JF 14/10). Als nach dem Krieg die Sowjets und in ihrem Gefolge die polnischen Kommunisten die Macht in Polen übernehmen, behaupten diese jedoch wahrheitswidrig, daß die Deutschen dieses Verbrechen begangen hätten. Wer sich den Propagandalügen widersetzt oder Nachforschungen anstellt, wird umbarmherzig verfolgt und bestraft. Ein ehemaliger Offizier aus Andrzejs Regiment, der als Major der polnischen Volksarmee mit den Sowjets zurückkehrte, spielt Anna sein Tagebuch zu. Die Aufzeichnungen beweisen eindeutig, daß die Offiziere von den Sowjets hingerichtet wurden.

Erst in den letzten zwanzig Minuten zeigt Regisseur und Drehbuchautor Andrzej Wajda in quälerisch langen und langsamen Einstellungen die Ermordung der polnischen Gefangenen im April 1940. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis der sowjetische  Präsident Gorbatschow öffentlich die Verantwortung der Roten Armee und des NKWD für dieses Massaker bekannte, und damit eines der schlimmsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs und eine der übelsten Propagandalügen der Sowjetkommunisten ans Tageslicht kamen.

„Das Massaker von Katyń“ erhielt 2008 eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film, in Polen wurde er bei der Verleihung des Filmpreises Orzel siebenfach prämiert. Andrzej Wajda, dessen Vater selbst zu den Opfern dieses Kriegsverbrechens gehörte, hat mit seinem Film ein bewegend-eindrucksvolles Dokument geschaffen.

DVD: Das Massaker von Katyn. Pandastorm Pictures, Berlin 2010, Laufzeit etwa 118 Minuten

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