© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

Meldungen

Gericht kippt Sonntags-Öffnungen

Greifswald. In Mecklenburg-Vorpommern dürfen die Geschäfte künftig nur noch in Ausnahmefällen an Sonntagen öffnen. Das Oberverwaltungsgericht Greifswald hat in der vergangenen Woche die weitreichende Regelung über die erweiterten Ladenöffnungszeiten in Kur- und Erholungsorten gekippt. Nach Ansicht des Gerichts verstößt die Regelung gegen das im Grundgesetz und der Landesverfassung festgeschriebene „Regel-Ausnahme-Verhältnis“ da sie in 149 Orten und Ortsteilen fast ganzjährig den Sonntagsverkauf erlaubt. Das Land kann vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Berufung beantragen. Vertreter der Kirchen und der Gewerkschaften sprachen mit Blick auf ähnliche Regelungen in anderen Bundesländern von einer Signalwirkung. „In Mecklenburg-Vorpommern war die Ausnahme zur Regel geworden“, sagte der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) kritisierte dagegen ebenso wie der Einzelhandelsverband die Entscheidung. Die sogenannte Bäderregelung in Gemeinden „mit erhöhter touristischer Frequentierung“ habe sich bewährt, sagte Seidel. Die Landesregierung kündigte an, noch vor Beginn der Sommersaison ein neues Gesetz vorzulegen.

 

Magdeburger sollen über Kirche abstimmen

MAGDEBURG. In Magdeburg wird die vom SED-Regime gesprengte Ulrichskirche möglicherweise  wieder aufgebaut. Darüber sollen nach dem Willen des Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) die Bürger entscheiden. Nach seinem Vorschlag soll bei einem Bürgerentscheid parallel zur Landtagswahl am 20. März 2011 darüber abgestimmt werden, ob die Stadt einen Platz im Zentrum von Magdeburg für den Wiederaufbau zur Verfügung stellt. Der Stadtrat muß dem Vorschlag noch zustimmen. Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Kirche war  1956 gesprengt worden. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Grünanlage. Seit 2007 engagiert sich ein Verein für den Wiederaufbau der Kirche. Ziel ist die Wiedereröffnung zum 500jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Nach Ansicht von Trümper würde dies eine zentrale Fläche in der Magdeburger Innenstadt städtebaulich nachhaltig verändern: „Das ist aus meiner Sicht eine wichtige Gemeindeangelegenheit, die einen Bürgerentscheid rechtfertigt.“ Die Ulrichskirche spielte in der Reformationszeit eine besondere Rolle: 1524 wurde mit Nicolaus von Amsdorf ein enger Vertrauter Martin Luthers Prediger an Sankt Ulrich. Von hier aus trieb Amsdorf die Reformation in Magdeburg voran. Während der SED-Herrschaft wurden in Magdeburg neben der Ulrichskirche sieben weitere Kirchengebäude zerstört.

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