© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

Gipfel zur Nuklearsicherheit
Atomare Illusionen
von Michael Wiesberg

Auch wenn die Berichterstattung im Vorfeld des Washingtoner Gipfels zur Nuklearsicherheit vor allem von der Absage des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu dominiert war, der offensichtlich unbequemen Fragen zum Atomwaffenarsenal Israels aus dem Weg gehen wollte, drehte sich die eigentliche Agenda dieses Gipfels um das Thema Sanktionen gegen den Iran. Dieses Thema überlagerte Obamas Vision einer atomwaffenfreien Welt genauso wie Maßnahmen gegen einen möglichen Nuklearterrorismus. Der US-Präsident hat in den letzten Wochen nicht zuletzt deshalb eine Charmeoffensive in Richtung China gestartet, wohlwissend, daß es für die Durchsetzung neuer Sanktionen im UN-Sicherheitsrat einer wohlwollenden Haltung Rußlands und Chinas bedarf. Israels Versteckspiel in Sachen Atomwaffen macht Obama die Sache indes nicht leichter. Nicht wenigen Staaten stößt es schwer auf, daß Israel dem nuklearen Nichtverbreitungspakt nicht beitritt, den der Iran immerhin unterzeichnet hat.

Auch Außenminister Westerwelle, der Obama und seine „neue Atomstrategie“ beim Wort nahm und vor einigen Tagen den Abzug aller taktischen US-Atomwaffen aus Deutschland anregte – natürlich „nur in Abstimmung mit unseren Verbündeten“ –, dürfte nicht gerade helle Freude in den USA ausgelöst haben.

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