© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/10 09. April 2010

CDU-Nachwuchs muckt auf
Murren gegen Mutti
von Christian Vollradt

Die Junge Union (JU) brachte Helmut Kohl ein Geburtstagsständchen dar: Rund 500 Mitglieder des Parteinachwuchses paradierten zum Haus des Altkanzlers, um ihn mit Gesang und Hurra-Rufen hochleben zu lassen. Man mag von dieser juvenilen Jubelei für den „Kanzler der Deutschen Einheit“ und „Ehrenbürger Europas“ halten, was man will – eine unpolitische Posse war es mitnichten. Denn wenn JU-Chef Philipp Mißfelder den Parteipatriarchen als „Großvater“ der Unions-„Familie“ bezeichnete, lag darin eine deutliche Spitze gegen „Mutti“ Angela Merkel.

 Die CDU-Vorsitzende hatte zuletzt das Ansinnen brüsk zurückgewiesen, Kohl den im Zuge der Spendenaffäre niedergelegten Ehrenvorsitz wieder anzutragen: „Diese Frage stellt sich nicht mehr“, hieß es apodiktisch in Berlin. Aus Oggersheim kam nun das Echo der Basis. Es fällt zeitlich zusammen mit der Kritik des CDU-Wirtschaftsflügels am Kurs der Kanzlerin. Mit linker Politik, argwöhnte dessen Vorsitzender Josef Schlarmann, werde die Union am 9. Mai „ihre bürgerlichen Wähler in Nordrhein-Westfalen bestimmt nicht erreichen“. Es ist kein Zufall, sondern ein Symbol, daß die Sorge ums Programm und die Sehnsucht nach politischer Nestwärme so nah beisammenliegen: An beiden Stellen krankt Merkels Regiment.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen