© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

Meldungen

Düstere Aussichten für altlinke Kosmopoliten

BADEN BADEN. Den Altlinken Hauke Brunkhorst plagt das schlechte Gewissen. Als wohlversorgter Flensburger Soziologie-Professor, derzeit in New York lehrend, zählt dieser 68er inzwischen selbst zu der hauchdünnen Schicht von Profiteuren einer „neuen transnationalen Klassenherrschaft“, die dem Kosmopolitismus jener „happy few“ frönen, die sich als Globalisierungsgewinner fühlen dürfen. So weit kann es ein Intellektueller bringen, der ganz auf Habermas’ Linie stets das Gegenteil wollte, nämlich „Solidarität und Gerechtigkeit“ in der „globalen Rechtsgenossenschaft“. Da sich dieser Utopismus inzwischen als Ideologie bestenfalls gutgläubig-nützlicher Idioten entlarvt, bejammert Brunkhorst die „düsteren Aussichten“ der „Demokratie in der Weltgesellschaft“ (Kritische Justiz, 1/2010). Alles deute darauf hin, daß „die Teilung der Welt in Leute mit guten und Leute mit schlechten Pässen“ sich vertiefe. Gleichwohl glaubt der Soziologe an das dialektische Wunder, dem zufolge die Globalisierung der Mächte, Märkte und Glaubenssysteme („das entfesselte Destruktionspotential der Weltreligionen“) irgendwo „gegenhegemoniale Politik“ evozieren werde und doch noch urlinke Menschheitsträume von der wahren Selbstbestimmung und der Herrschaft der Beherrschaften wirklich werden lasse.

 

Schlesien: Evangelische Kirche nach Vertreibung

GÖTTINGEN. Die evangelischen Geistlichen, die im Mai 1945 in Schlesien unter sowjetisch-polnische Besatzungsherrschaft gerieten, hätten sich stärker als ihre katholischen Amtsbrüder als Hüter des Deutschtums erwiesen. Zu diesem Resultat gelangt eine Untersuchung des Dresdner Kirchenhistorikers Gerhard Besier „Zur Rolle der deutschen evangelischen Kirche in Niederschlesien“ (Kirchliche Zeitgeschichte, 2/09). Die Strategie der lutherischen Kirche sei von dem „festen Willen“ getragen gewesen, stellvertretend für das deutsche Volk an deutschem Territorium festzuhalten. Kirchlicherseits habe man bis zuletzt die Vertreibungspläne der Okkupanten zu konterkarieren versucht. Unfreiwillig habe die „fatale Fehleinschätzung“ der Breslauer Kirchenleitung, die Deutschen zum „Ausharren“ zu ermutigen, 1946 die polnischen Landnehmer provoziert, „zu Zwangsvertreibungen unter harten Bedingungen überzugehen“.

 

Erste Sätze

Nicht zu Unrecht hat man das alte Regiment in Rußland einen durch Meuchelmord gemilderten Despotismus genannt.

Bernhard Nuhr: Der Bolschewismus, Freiburg/Br. 1919.

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