© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

„Abendland in Christenhand“
Kundgebung: Mit Mahnwachen und einem Protestmarsch fordert die Bürgerbewegung Pro NRW das Verbot von Minaretten in Deutschland
Christian Dorn

Das größte islamische Gebetshaus Deutschlands, die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh, ist dank ihres 34 Meter hohen Minaretts schon von weitem zu erkennen. Der örtliche DGB-Vertreter hat damit kein Problem. Im WDR-Fernsehen erklärte dieser jüngst: „Moscheen bedeuten keine Islamisierung.“ Tatsächlich hat sich seit Eröffnung der Merkez-Moschee die islamische Parallelgesellschaft noch stärker abgekapselt, die Imame – so die Klage säkularisierter Türken – indoktrinierten insbesondere die Kinder. Der Sprecher der von der türkischen Religionsbehörde Ditib getragenen Merkez-Moschee, Mustafa Kücük, wurde Ende vergangenen Jahres deshalb seines Amtes enthoben. So verwandelt sich Marxloh zusehends in eine türkische Enklave auf deutschem Boden.

Hiergegen tritt die Bürgerbewegung Pro NRW an, die bei der Wahl in Nord­rhein-Westfalen am 9. Mai in den Landtag einziehen will. Zum Wahlkampf-Auftakt diente Pro NRW am vergangenen Wochenende ein Themenparteitag unter dem Motto „Minarettverbot“, welches durch das im Lissabon-Vertrag vorgesehene EU-Bürgerbegehren durchgesetzt werden soll. Am Vortag hatte die islamkritische Bürgerbewegung bereits verschiedene Mahnwachen vor Moscheen des Ruhrgebiets abgehalten. Im Gegenzug besuchte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ebenfalls zahlreiche Moscheen und forderte ein Bundestagswahlrecht für Ausländer, wenn diese mindestens zehn Jahre in Deutschland lebten. Doch dies ist selbst Einwohnern, die Pro NRW mit Skepsis begegnen, zuviel des Guten. So empfindet ein Gelsenkirchener Gastwirt das Auftreten von Sigmar Gabriel auf Nachfrage als ein peinliches „Anbiedern“. Erst unlängst hatte sich dieser in der SPD-Parteizentrale, dem Willy-Brandt-Haus, mit Vertretern von Islamverbänden getroffen. Eine andere Haltung hatte dagegen der Namensgeber der SPD-Zentrale gezeigt, als die von ihm geführte Bundesregierung 1973 den Anwerbungsstopp von Gastarbeitern verfügte. Hieran erinnert nicht zuletzt das Wahlprogramm von Pro NRW. Dessen Hauptforderung, die Islamisierung zu stoppen, bildete denn auch den Inhalt der Pressekonferenz im Vorfeld des Parteitags.

Auf diesem warnte der Präsident der neugegründeten und in Umfragen bei zehn Prozent liegenden katalanischen Regionalpartei Plataforma Per Catalunya, Josep Anglada i Ruis: „Ich komme aus Andalusien, und da weiß man, wie lange es dauert, die Islamisierung wieder rückgängig zu machen.“ Der Friedensforscher und frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Alfred Mechtersheimer gab derweil konkrete Anregungen, so forderte er „Mahnwachen vor den christlichen Kirchen, die diese Islamisierung zulassen“. Der Minarett-Debatte, so das Fazit, habe die gleiche Symbolkraft wie seinerzeit die Pershing-Debatte. Filip Dewinter, der Parteivorsitzende des belgischen Vlaams Belang (Beisicht: „Unser großes europäisches Vorbild!“) warnte vor dem „Raubtier“ Islam: „Das Ergebnis der Beschwichtigung ist nicht ein europäischer Islam, sondern ein islamisiertes Europa.“ Der aus Schweden stammende Pro-NRW-Unterstützer Patrik Brinkmann (JF 6/10), der sich seiner deutschen Wurzeln besinnt, bekannte: „Wir müssen die Rechte wählen, weil nur sie die Rechte durchsetzt.“ Mit Blick auf das Grußwort der Schweizerischen Volkspartei fügte er an: Wie die Schweizer keine Geßler-Hüte grüßten, „so auch wir keine Minarette“.

Deutlich werden sollte dies am Folgetag mit einer Großkundgebung und einem Protestmarsch auf die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh. Für diesen Tag hatte die Stadt mit 3.000 Beamten den größten Polizeieinsatz ihrer Geschichte angekündigt. Dieser vermochte dennoch nicht, die Blockade des Zufahrtsweges zu verhindern. Obgleich es sich nur um eine Gruppe von maximal fünfzig Protestierern handelte, mußten die in Privatautos und Bussen anreisenden Teilnehmer unter Polizeischutz eine Ausweichroute zum Kundgebungsplatz fahren. Vor knapp zweihundert Pro-NRW-Anhängern bezeichnete der FPÖ-Abgeordnete Wolfgang Jung das Versagen der Polizei als „skandalös“. Es sei „lächerlich, daß wir wegen 50 Hanseln eineinhalb Stunden aufgehalten worden sind“. Annick Martin vom französischen MNR (Mouvement National Républicain) verwies immer noch verwundert auf das Bild vom Vortag, als sie ein Transparent mit dem Slogan „Rebellion“ gesehen hatte, gehalten von Kopftuch tragenden Musliminnen. Sie fragte: „Ist das die Zukunft der Frauen in Deutschland?“ Neben ihr sprach auch Robert Spieler von der NDP (Nouvelle Droite Populaire).

Markus Beisicht, Pro-NRW-Vorsitzender und Spitzenkandidat für die Landtagswahl, kündigte an, in Sichtweite der Merkez-Moschee ein Museum für die Opfer des Islam zu errichten. Der sich im Anschluß formierende Protestzug von rund 200 Teilnehmern wurde bis in Sichtweite des Moscheeminaretts von Sprechchören begleitet: „Wir sind das Volk!“, „Abendland in Christenhand“ und „Mullah adé / Keine Moschee!“ Als sich die Demonstration auflöste rief der Chor jenseits der Barrikade: „Auf Wiedersehen!“

Foto: Protestmarsch von Pro NRW gegen die Merkez-Moschee: Unter Polizeischutz zum Kundgebungsplatz

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