© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

„Ich esse kein Zwangsgemüse“
Kabarett: Das neue Programm Philipp Webers
Werner Veith

Intelligenz kann dem Humor nicht schaden. Wer Biologie und Chemie studiert, reißt wohl raffiniertere Witze über unser Essen. Zumindest wird man das Gefühl nicht los, wenn man den Kabarettisten Philipp Weber in seinem neuen Programm „Futter“ so hört. Und dem linken Zeitgeist ist er nicht ganz ergeben: „Wenn es schwierig wird, holen unsere Nachbarn immer gleich den Nazi-Hammer raus wie jetzt die Griechen.“

Wahrscheinlich hat der schlaksige Mann aus dem Odenwald schon während seines Studiums in Tübingen die Biologie und Chemie nach satirischen Spurenelementen abgegrast. Jedenfalls behauptet der 35jährige bei jeder Pointe, daß alles der Wahrheit entspreche, egal ob es um Erdbeeraroma aus Sägespänen geht oder um das Würgeprodukt Honig („Bienenkotze“). Munter schimpft er auf die Logik medizinischer Diätstudien und bläst sogleich zum Gegenangriff. Der Mann mit Pferdeschwanz unterteilt das Publikum in zwei Sektoren. Dann fragt er die eine Gruppe nach Brillenträgern, die alleinstehend, und die andere nach Brillenträgern, die gebunden sind. Das Ergebnis ist 8 zu 22. Weber folgert pfeilschnell: „Es gibt mehr Brillenträger, die gebunden sind – also verschlechtert eine Partnerschaft die Sehkraft. Kurz: Liebe macht blind.“

Bienenkotze und Aroma aus Sägespänen

Geschickt personalisiert er sein Thema „Futter“, indem er virtuell vier Nachbarn zu Rindsrouladen einlädt. Doch alle melden sich mit irgendwelchen Nachtschattengewächsallergien oder weltmoralischen Bedenken. Jeder weigert sich, die Rouladen zu essen. Gekonnt simuliert Weber seine skurrilen Nachbarn – Österreicher, Vegetarierin, Esoteriker, Geländewagenfahrer mit Hybridmotor. Nach langen Diskussionen kommen sie zum Ergebnis: kein Fleisch, kein Fisch, keine Steckrüben, nur Pflanzen, die freiwillig ihre Früchte an die Menschen verschenken. Dann dringen alle in den Garten eines Nachbarn ein, um Nüsse zu ergattern, die der Haselnußbaum freiwillig fallenläßt. Im Dunkeln verletzen sich die meisten an Jägerzaun und Gestrüpp, so daß sie im Krankenhaus landen. Dort ist gerade Rindsrouladentag.

Philipp Weber gastiert am 2./3./4. April im Nürnberger Burgtheater, Telefon: 09 11 / 22 27 28, danach ist er in Hannover, München und Mainz zu sehen. Internet: www.weberphilipp.de

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