© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

Die Schweiz als Lehrmeister
Landtagswahlkampf: Mit einem Anti-Minarett-Kongreß und einem Protestmarsch will Pro NRW am Wochenende gegen die Islamisierung protestieren
Hinrich Rohbohm

Abendland in Christenhand“. Unter diesem Motto veranstaltet die Partei Pro NRW am kommenden Wochenende eine Anti-Minarett-Konferenz. Mit ihr soll – rechtzeitig zum Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen – nach Schweizer Vorbild gegen die wachsende Zahl von Minaretten protestiert werden.

Bereits für Freitag planen die „Rechtsdemokraten“, wie sich die Bewegung selbst nennt, Mahnwachen vor Moscheen und islamistischen Zentren im Ruhrgebiet. Ziel der Pro-Aktivisten ist unter anderem das Zentrum für Bildung und Integration in Heerten sowie die Moschee der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) in Oberhausen. Weitere  Mahnwachen sind vor der Ditib-Moschee Horster Straße in Gelsenkirchen, der Fatih-Moschee in Mülheim an der Ruhr und der Moschee in Essen-Katernberg geplant.

An dem am Samstag stattfindenden  Kongreß sollen nach Angaben von Pro NRW unter anderem Funktionäre der FPÖ, des Vlaams Belang aus Flandern sowie Islamkritiker aus Frankreich, Italien, den Niederlanden, der Schweiz, Skandinavien und Osteuropa teilnehmen. Die Pro-Bewegung will auf dem Kongreß die Möglichkeiten für ein EU-Bürgerbegehren sowie eine Volksinitiative für ein Minarettverbot in NRW nach Schweizer Vorbild erörtern. Höhepunkt des Aktionswochenendes soll der für Sonntag geplante Protestmarsch zur Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh (JF 45/08) sein. Der Vorsitzende von Pro-NRW, Markus Beisicht, rechnet für die Demonstration mit bis zu 1.500 Teilnehmern. Die Veranstaltung ruft auch die politischen Gegner auf den Plan. Überwiegend linke Kräfte haben sich zu einem „Marxloher Bündnis“ zusammengeschlossen, dem auch zahlreiche extremistischen Gruppen angehören. So werden die linksextreme Antifa, die Linkspartei, Bündnis 90/Die Grünen, die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) bei der Gegendemonstration vertreten sein.  Auch die islamistische Bewegung Milli Görüs gehört zum Marxloher Bündnis. Die Organisation steht im Verdacht, in Deutschland auf illegalem Weg Geld gesammelt zu haben, um es an islamistische Gruppen weiterzuleiten.  Ein weiterer Unterstützer ist die im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2007 unter „sicherheitsgefährdende und extremistische Bestrebungen von Ausländern“ aufgeführte Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF).

Trotz der extremistischen Ausrichtung des Bündnisses wollen sich auch  SPD-Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Gewerkschafter, die Evangelische Bonhoeffer-Gemeinde, die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul sowie der Hamborner CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Jungbauer in die Phalanx der Gegendemonstranten einreihen. Zudem will sich Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) einem Zeitungsbericht zufolge schützend vor „unsere Moschee“ stellen.

Doch nicht nur linke Kräfte planen am Wochenende Gegendemonstrationen. „Insbesondere die vom Verfassungsschutz quasi ferngesteuerte neonazistische NPD soll ja an diesem Tag möglichst in der Nähe der Pro-NRW-Demonstration die gewünschten klischierten Bilder abliefern, um unseren freiheitlich-patriotischen Politikansatz und die rechtsdemokratischen Gäste aus dem Ausland möglichst stark zu diskreditieren“, fürchtet Beisicht.

Weitere Informationen im Internet unter www.abendland-in-christenhand.de

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