© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Frisch gepresst

Ulrike Meinhof. Vor ihrem „Fenstersprung“ in die Illegalität 1970 führte die vielgefragte und medienpräsente Journalistin das öffentlichste Leben aller nachmaligen Terroristen der Rote Armee Fraktion. Als Ehefrau von Klaus Rainer Röhl gehörte die Kolumnistin für die in linken Kreisen tonangebende Zeitschrift Konkret zum Hamburger Establishment. Der Weg Ulrike Meinhofs zur RAF-Mitgründerin und „Staatsfeindin Nummer eins“ bis zu ihrem Selbstmord im Gefängnis Stuttgart-Stammheim 1976 beschert ihr bis heute ein breites öffentliches Interesse. Den zahlreichen Publikationen haben jetzt die Literaturwissenschaftlerin Sara Hakemi sowie Thomas Hecken, Privatdozent für Philologie an der Ruhr-Universität Bochum, eine Monographie zu „Leben, Werk, Wirkung“ Ulrike Meinhofs (Suhrkamp, Berlin 2010, broschiert, 148 Seiten, 8,90 Euro) hinzugefügt. Ihr Motiv dazu verstecken sie im Anhang in einer Anmerkung zur Bibliographie. Dort behaupten die Autoren, „fast alle bislang vorliegenden Biographien“ über Ulrike Meinhof seien besonders mit Vorsicht zu genießen, „weil sie mit starkem eigenen politischen Anspruch auftreten und in Verfolgung ihrer Thesen jeweils wichtige Fakten auslassen oder tendenziös einfärben“. Das freilich läßt sich auch gegen ihre „Basis-Biographie“ einwenden, beispielsweise wenn in einer Marginalie vom „Mord an Ohnesorg“ die Rede ist. Noch deutlicher wird die einseitige politische Ausrichtung der Autoren in dem Kapitel „Staat und Sympathisanten“, das vor tendenziösen Formulierungen gegen den wehrhaften Staat und ein „konservatives Lager“ nur so strotzt.

 

Piraten. Noch vor zehn Jahren begann die Schiffahrtsbranche nur „zögerlich einzuräumen, daß dieses Problem überhaupt existiert“, schreibt Schiffahrtsjournalist Eigel Wiese im Vorwort seines Werkes (Piraterie. Neue Dimensionen eines alten Phänomens. Koehler Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010, gebunden, 199 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro). Mittlerweile wird die ernste Gefahr der Piraterie für die zivile Seefahrt von niemandem mehr bestritten, was sogleich Medien wie auch der Büchermarkt verstärkt reflektieren. Wieses Arbeit hebt sich jedoch in der Substanz und Aufbereitung von anderen Büchern positiv ab. Solide recherchiert erklärt er nicht nur Hintergründe der Piraterie, sondern weist auch auf die Bekämpfungsstrategien hin, die nicht nur internationale Marinestreitkräfte ersinnen, sondern auch die Reedereien konzipieren.

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