© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Zu Besuch auf der Linken Medienakademie: Von Links bis Linksextrem sind alle dabei
Müde Antifa-Monologe
Hinrich Rohbohm

Ziemlich verlassen steht sie da. „Ich kenn’ mich hier auch noch nicht so aus“, meint eine junge Frau um die Zwanzig, die da am Stand der Linksjugend solid steht. Kaum jemand stöbert in den zahlreichen Materialien, die die verschiedensten linksradikalen Organisationen auf der siebten LiMa, wie die Linke Medienakademie abgekürzt wird, vergangene Woche ausgelegt haben.

Tummelplatz für kommunistische Medien

Hinter der LiMa, die einmal im Jahr in den Räumen der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) im Berliner Stadtteil Oberschöneweide stattfindet, verbergen sich die Roten Reporter, eine Bundesarbeitsgemeinschaft der Linkspartei.

LiMa, das ist ein Tummelplatz für kommunistische Medien, ein fünftätiges Treffen, bei dem sich linksextreme Journalisten austauschen, weiterbilden und vernetzen. Als Förderer mit dabei: die Rosa-Luxemburg-Stiftung, das ehemalige SED-Zentralorgan Neues Deutschland sowie das einstige FDJ-Sprachrohr Junge Welt. In diese Phalanx reiht sich auch die taz ein, die damit einmal mehr ihre Nähe und Sympathie für den Linksextremismus unter Beweis stellt. Die Zeitung hat große Banner aufgespannt, ist zudem mit einem mobilen Imbiß auf der Veranstaltung vertreten.

Auch die Jugendpresse Deutschland tritt als „Partner“ der Linken Medienakademie auf. Sie berät angehende Journalisten bei ihrer Ausbildung und wird vom Bundesfamilienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) finanziell gefördert.

Das „Netzwerk Recherche“, ein journalistischer Interessenverband, teilt sich gar den Infostand mit der vom Verfassungsschutz unter „linksextremistische Bestrebungen“ aufgeführten Linksjugend solid. Keine Berührungsängste mit dem linken Rand scheint auch die Gewerkschaft ver.di zu haben, die ebenfalls mit einem Informationsstand vertreten ist.

Mit dem Magazin für internationalen Sozialismus Marx 21 präsentiert sich zudem ein Medium, daß vom Bundesamt für Verfassungsschutz als linksextreme Vereinigung und „aktivste trotzkistische Organisation“ bezeichnet wird.

Ein weiterer Partner der Roten Reporter: der sich selbst als linksliberale Zeitung bezeichnende Freitag, dessen Herz angesichts des LiMa-Engagements wohl doch eher links als liberal schlägt.

Angeblich sollen über 600 Teilnehmer zu den Seminaren kommen. Es ist schwer zu glauben. Zwar bietet die LiMa Dutzende von durchaus interessanten Vorträgen an. Doch der Andrang fällt wie an den spärlich besuchten Infoständen bescheiden aus.

Gerade einmal drei Leute haben sich im Raum C 256 eingefunden, um dem Vortrag der Referentin mit dem trefflichen Namen Anne Roth zu lauschen. Ein schwäbelnder Achtundsechziger-Opa mit Halbglatze, grauem Resthaar und grauem Bart weist in kaum enden wollenden Monologen auf sein Antifaschismus-Blog hin. Ein ebenfalls in die Jahre gekommener Mann widmet dem Dauerredner mit müden Augen bemitleidenswerte Blicke, während die Referentin ein ums andere Mal heimlich die Augen verdreht. Eine etwas jüngere Frau – sie mag Studentin sein – kann sich aufgrund der Monolog-Attacken ihres ergrauten Sitznachbarn nur mühsam ein Gähnen verkneifen.

Weiterbildung in Sachen Straßenprotest

Dabei ist das Seminar mit dem Titel „Politisch bloggen“ für Aktivisten durchaus nützlich. Was gilt es bei der Erstellung des Impressums für ein Internet-Blog zu beachten? Was muß alles in der Datenschutzerklärung stehen, will man nicht eine Abmahnung durch politische Gegner riskieren?

Auch die übrigen Seminare vermitteln nützliche Spezialkenntnisse für Medienmacher. Besser besucht sind sie deshalb nicht. Eine weitere Frau schaut im „Politisch bloggen“-Kurs von Frau Roth vorbei. „Mein Seminar ist ausgefallen“, beklagt auch sie die mangelhafte Beteiligung.

Etwas lebhafter geht es ein paar Räume weiter zu. „Meine Straße! Mein Blog! Online-Aktivismus und Straßenprotest?“ heißt das Thema, dem immerhin gut 20 Personen ihre Aufmerksamkeit schenken und zu dem Vertreter von Greenpeace und Attac referieren.

Unterdessen scheint der Hausherr keine Probleme damit zu haben, daß sich verfassungsfeindliche Kräfte in seinen Räumen schulen lassen. „Das sind keine Linksextremisten, Die Linke ist schließlich im Bundestag vertreten“, meint Pressestellen-Mitarbeiterin Adina Herde gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Jedoch wisse sie über die Tagung „nichts Näheres“.

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