© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Meldungen

Wilhelm II.: Investitionen in eine Weltkulturpolitik

KÖLN. Anfangs scheint der Aachener Emeritus Kurt Düwell dem Leser jeden Mut zu weiterer Lektüre zu nehmen, wenn er behauptet, auch der 150.Geburtstag am 27. Januar 2009 habe, ungeachtet des pünktlich dazu veröffentlichten dritten Bandes von John C. Röhls Monumentabiographie (JF 43/08), „nur wenig neue Thesen“ über Kaiser Wilhelm II. zutage gefördert (Archiv für Kulturgeschichte, 2/2009). Doch dann weiß der Fachmann für die auswärtige Kulturpolitik des Deutschen Reiches der Gestalt des „Kaisers zwischen Modernität und Nervosität“ einige Aspekte abzugewinnen, die das von Röhl entworfene Bild ins Wanken bringen. So sei dessen Vorwurf des „Antisemitismus“ angesichts der Korona der „Kaiserjuden“ aus der deutschen Wirtschaft wohl zu relativieren. Unhaltbar sei auch der Vorwurf der „Kriegstreiberei“. So sei unter Wilhelm II. die erste global denkende Beamtengeneration in höchste Führungspositionen gerückt. Ihr langfristig angelegter, vom Kaiser lebhaft geförderter „friedlicher Imperialismus“, ihre die Handelsexpansion begleitende „Weltkulturpolitik“, erforderte „riesige Investitionen“, die sich 1914 bei weitem nicht amortisiert hätten. Am „großen Krieg“ konnte das Reich also kein Interesse haben. Daß er trotzdem ausbrach, erklärt Düwell daher mit einer „nervösen“ Kurzschlußreaktion des Kaisers.

 

Auf der Suche nach Geschwistern der Sonne

HEIDELBERG. Kaum ein Wissenschaftler darf von sich behaupten, er forsche allein um der Erkenntnis als „Selbstzweck“ willen. Überall lauert der „praktische Bezug“. Allein die Astrophysiker scheinen noch das Privileg zu genießen, reine Wissenschaft treiben zu dürfen. Dies läßt sich zumindest aus dem Einblick vermuten, den der niederländische Professor für Computer-Astrophysik Simon F. Portegies Swart (Universität Leiden) in seinen Arbeitsalltag gewährt. Derzeit beschäftigt ihn die Frage, wann und unter welchen kosmischen Umständen unser Zentralgestirn, die Sonne, „geboren“ wurde (Spektrum der Wissenschaft, 3/2010). Dabei soll ihm der Satellit Gaia mit einer „Volkszählung“ im Weltall helfen. Gaia mißt bis 2015 Raumpositionen und Geschwindigkeit von einer Milliarde Sterne. Identifiziere die Sonde nur einen einzigen davon als Geschwisterstern der Sonne, brächte dies wertvolle Informationen über die Frühzeit des Sonnensystems.

 

Erste Sätze

Noch einmal – und es ist das letzte – schicke ich mich an, vom Rittmeister zu sprechen und zu schreiben.

Werner Bergengruen: Der dritte Kranz, Zürich 1962

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