© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/10 12. März 2010

„Vorchristliche Schlachten“ auf N24: Die Eroberung Kanaans – Visuell verführerisch und gleichzeitig wissenschaftlich fragwürdig
Klingende Säbel, wehende Mähne und grimmiger Blick
Silke Lührmann

Alttestamentarische Massengemetzel mit modernsten computergraphischen Effekten: So visuell verführerisch wie wissenschaftlich fragwürdig bringt „Die Eroberung Kanaans“ aus der für den amerikanischen History Channel gedrehten Reihe „Vorchristliche Schlachten“ (2009) das Gelobte Land ins heimische Wohnzimmer. Mit klingenden Säbeln, wehender Mähne, grimmigem Blick und strammen Waden legen Josua (Rusty Locke) und seine Israeliten um 1230 v. Chr. Jericho in Schutt und Asche, überlisten die feindlichen Heere bei Ai und schlagen insgesamt 31 Könige – so jedenfalls steht es im Buch Josua, auf das sich Filmemacher David Padrusch als einzige Quelle beruft. Auf diese Weise nimmt Josua mit Gottes Hilfe „das ganze Land ein, ganz so, wie der Herr zu Mose geredet hatte, und gab es Israel zum Besitz, einem jeden Stamm sein Teil“.

Die Schlachtszenen fallen notgedrungen weniger spektakulär aus, als man es von Blockbuster-Produktionen wie „Der Herr der Ringe“, „Troja“ oder „300“ gewohnt ist. Dafür werden militärgeschichtlich und theologisch bewanderte Akademiker aufgeboten, um dem Bibeltainment – dessen Optik und akustische Untermalung ebenso wie der reißerische Originaltitel „Epic Slaughter“ fatal an ein Musikvideo aus der Heavy-Metal-Sparte erinnert – einen seriösen Anstrich zu verpassen. Sie verdammen das Massaker an der Jerichoer Zivilbevölkerung, bewundern Josuas Genie als Feldherr, verfolgen anhand hübscher Schaubildchen den Verlauf des israelitischen Feldzugs und ziehen Parallelen zu den Problemen der US-Streitkräfte im Irak. Zudem erfährt der interessierte Laie, wie es passieren konnte, daß die Posaunen der gottesfürchtigen Krieger die Stadtmauern von Jericho zum Einsturz brachten, und was es zu bedeuten hatte, wenn der Herr „für Israel stritt“, indem er Sonne und Mond Stillstand gebot, „bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte“ (Josua 10,13).

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