© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/10 12. März 2010

Erfolgreicher Widerstand
Deutsche Grundschule bleibt
Christian  Rudolf

Der Widerstand der Eltern hat sich gelohnt: Die Grundschule im oberschlesischen Ratibor (Racibórz) ist wieder zweisprachig. Mit Beginn der Lehrveranstaltungen nach den Winterferien am 1. März wird der Unterricht an der Grundschule im Stadtteil Studen (Studzienna) wieder so gegeben wie vor der Affäre: in polnischer und deutscher Sprache. Wie schon auf www.jungefreiheit.de berichtet, war Mitte Januar völlig unerwartet der zweisprachige Unterricht an der einzigen bilingualen Grundschule in der polnischen Wojewodschaft Schlesien eingestellt worden. Die bisherige Lehrpraxis sei „mit dem Buchstaben des Gesetzes“ unvereinbar gewesen, begründete Schuldirektor Jan Goldman die Streichung.

Das wollten die konsternierten Eltern so nicht hinnehmen. Sie protestierten gemeinsam mit dem rührigen Ortsverband Studen des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) beim Schuldirektor und wandten sich um Aufklärung an die örtliche Schulbehörde. Die Hilfsorganisation AGMO aus Bonn, die der Schule mit Spenden für die Anschaffung von Lehrbüchern half, wurde über die Vorgänge informiert.

Nach Auskunft des DFK-Kreisverbandes leben in Ratibor-Studen 90 Prozent alteingesessene Deutsche, im Kreis Ratibor gibt es einen deutschen Bevölkerungsanteil von mehr als einem Drittel (38 Prozent). Noch während der Ferien sicherte der Schuldirektor gegenüber dem DFK zu, den Unterricht wieder vollständig zweisprachig einzurichten.

Neben dem fünfstündigen Deutschunterricht werden nun wieder alle Fächer mit Ausnahme von Polnisch und polnischer Geschichte gemäß den Bestimmungen der polnischen Bildungsverordnung von 2007 in beiden Sprachen unterrichtet. „Das, was wir wollten, das haben wir erreicht“, zeigte sich ein Vertreter des DFK gegenüber der JF zufrieden.

Die Grundschule in Studen hatte vor fünf Jahren in einzelnen Klassen den zweisprachigen Unterricht aufgenommen. Nach Erkenntnissen der JF war das bei den polnischen Behörden nie wohlgelitten. Die Schule blieb bisher die einzige bilinguale Grundschule in der Wojewodschaft Schlesien. Das Beharrungsvermögen der Eltern vor Ort aber war stark: Mit Demonstrationen und Streiks wie auch mit Renovierungsarbeiten in Eigenregie setzten sie sich für das spezielle Profil der Schule ein.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen