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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/10 05. März 2010
ARD-Dreiteiler „Der Krieg“: Offensichtliche Defi zite eines ehrgeizigen
Projekts Der Zweite Weltkrieg in Farbe – mit der dreiteiligen Dokumentation „Der Krieg“ will das Erste „die durch zahlreiche Darstellungen geprägte Sichtweise mit einer neuen Bildlichkeit erweitern“. Auch wenn sich die beiden französischen Filmemacher Isabelle Clarke und Danielle Costelle für den Dreiteiler, der in den ersten Märzwochen jeweils am Montagabend präsentiert wird, auf allerlei unveröffentlichtes Filmmaterial aus Archiven stützen können, dürfte sich eine solche „erweiterte Sichtweise“ beim interessierten Laien kaum einstellen. Viele Bilder, gerade von den politischen Akteuren, erscheinen allzu bekannt, selbst wenn Hitler, Stalin, Roosevelt oder Churchill nun auf einmal koloriert das Wohnzimmer erobern. Scheitern mußte das ehrgeizige Projekt, das zum ersten Mal „komplett den weltumspannenden Verlauf“ des Weltkriegs „an allen Kriegsschauplätzen von Warschau bis Guadalcanal“ dokumentieren will, vermutlich schon allein an dem Versuch, diese Fülle in etwas mehr als zwei Stunden zu komprimieren, ohne ins allzu Oberflächliche abzudriften. Man erfährt dann etwas über die Versenkung der französischen Flotte durch die Briten bei Oran, der sowjetisch-finnische Krieg bleibt hingegen unerwähnt, das gesamte Schlachtfeld Europa nach Stalingrad wird in knapp 15 Minuten durchgehechelt. „Strategien und internationale geopolitische Herausforderungen“ zu zeigen, wie Clarke den Anspruch erhebt, gelingt kaum. Holzschnittartig wirken die Szenen gerade dann, wenn im Hopplahopp-Stil die tatsächlich faszinierenden und schockierenden Sequenzen mit gezwungen wirkenden Erklärtexten versehen werden. Das erinnert alles sehr schnell an die geschichtspädagogische Garküche eines Guido Knopp, wozu eine ständig Dramatik erzeugende, aber höchst unpassende Synthesizer-Begleitmusik à la „Fluch der Karibik“ ihr übriges tut. |