© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

Aufgeschnappt
Auf Knopfdruck reagieren
Matthias Bäkermann

Hätten die Fabrikanten in Villingen-Schwennigen die Regeln des Gender Mainstreaming verstanden, könnte ihre revolutionäre weibliche Tipp-Kick-Figur auf die schulterlange Haartracht getrost verzichten. Statt dessen kam es den Designern des Traditionsunternehmen darauf an, nicht durch „Modelle mit zu großer Oberweite dummen sexistischen Witzen“ Vorschub zu leisten, erklärt Firmenchef Mathias Mieg, schließlich „wird die Figur während des Spiel häufig angefaßt“. Und zwar fast nur von maskulinen Wesen, glaubt man firmeneigenen Erhebungen.

Seit 85 Jahren kicken diese nämlich schon mit den ebenso simplen wie genialen Drückfiguren den vieleckigen Ball über eine Spielfläche, um diesen geschickt im gegnerischen Plastiktor zu versenken. Die 1924 von Firmengründer Edwin Mieg entwickelte Spielidee hat einen internationalen Siegeszug hinter sich, hierzulande sogar einen eigenen offiziellen Spielbetrieb ins Leben gerufen. Dort mosert man sogleich an der im September 2010 erscheinenden „Miß Tipp Kick“ herum, weil „die etwas breitere Figur im Abwehrbereich mehr Fläche einnimmt“, wie Sebastian Krapoth, Präsident des Deutschen Tipp-Kick-Verbandes, kritisiert. Allein die geringe Menge von 10.000 produzierten Kickerinnen des emanzipierten Feldversuchs wird einen größeren Einfluß auf den männerdominierten Spielbetrieb noch verhindern können.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen