© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Leserbriefe

Zu: „Letztes Aufbäumen des Finanzsystems“ von Ralf Flierl, JF 5/10

Der Rat des Soldatenkönigs

Große Zahlen haben ihr Geheimnis: Man kann sie sich nicht vorstellen. Was sind 65 Milliarden Euro neue Schulden? Eine Zahl mit neun Nullen. Die kommen hinzu zu den bestehenden 1,5 Billionen Schulden, also zu 1.500.000.000.000 Euro. Die sollen später zurückgezahlt werden. Aber wann? Wenn jeden Tag eine Million Euro zurückgezahlt werden, dauert das rund 5.000 Jahre – Rückzahlung am Sankt-Nimmerleins-Tag.

Der Staat hat für einen solchen Fall ein altbewährtes Mittel: die Druckmaschine. Da wird dann auf ein Stück Papier gedruckt „Anleihe“ oder „1.000 Euro“. Daß das ein Mittel des Teufels ist, wußte schon Goethe. Im Faust, II. Teil, 1. Akt, ist der Kaiser in Geldnot. Mephisto bietet seine Hilfe an: „Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt. Der Zettel hier ist tausend Kronen wert“. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte einen besseren Rat an die Regierenden: „Gebt nicht mehr Geld aus, als ihr einnehmt. Sonst lebt ihr über eure Verhältnisse.“ Dieser Rat hat auch heute Gültigkeit. Es ist der einzige Weg zu einer stabilen Finanzpolitik.

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

 

Zu: „Casino Euroland“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 7/10

Hätten nie beitreten dürfen!

Die deutschen Regierungen sind schuld! Die Probleme Griechenlands waren von Anfang an bekannt, nur hat es in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs keinen interessiert. Das Land hätte nie der Währungsunion beitreten dürfen, gleiches gilt für Italien, Spanien und Portugal.

Eines hat die Krise gezeigt: Der Kapitalmarkt hat immer recht. Solche Fehler werden früher oder später bitter bestraft. Nun haben wir aber das bekannte Problem! Bei Griechenland handelt es sich um einen Kapitalmarktteilnehmer, den man nicht pleite gehen lassen kann, „too big to fail“. Alleine die im Deckungsstock der deutschen Hypothekenbanken und Versicherungen befindlichen griechischen Staatsanleihen stellen ein zu hohes Risiko dar. Der Hauptsponsor der EU, Deutschland, wird helfend beispringen müssen. Dank des deutschen Steuerzahlers wird nun ein ganzes Land von Steuersündern vor dem drohenden Kollaps gerettet. Kurzfristig gewinnen wir dadurch Zeit. Mittel- und langfristig werden die Probleme noch viel größer.

Nur ein langer, schmerzhafter und reinigender Gesundungsprozeß wäre eine echte Lösung, wobei das ohne Frage ein Ausscheiden der schwachen Länder aus der Währungsunion bedeutet. Flattern den Behörden hierzulande dank ihrer Anstiftung zur Hehlerei in den nächsten Monaten noch weitere CDs mit deutschen Steuersündern ins Haus, klappt ja möglicherweise zumindest bei diesem Rettungspaket die Gegenfinanzierung.

Harry D. Bean, Lauf a. d. Pegnitz

 

 

Zu: „Der Versuchung erlegen“ von Klaus Peter Krause, JF 6/10

Der Staat, ein Hehler

Wenn einem Politiker das Wohl des Volkes so sehr am Herzen liegt, daß er sich entschließt, gegen sein Gefühl für Recht und Ordnung zu handeln und, mit Dietrich und Schweißbrenner versehen, in eine Schweizer Bank einbricht, um ihr einige ihrer patentierten Geheimnisse zu entwenden, dann wird ihm in der BRD der Beifall der nummernkontenlosen Mehrheit sicher sein. Jenseits der Elbe hätte er sich einst sogar mit dem Titel „Held des Volkes“ schmücken dürfen.

Wenn er diese mit Risiken und Gefahren verbundene Dreckarbeit aber den darauf spezialisierten Ganoven überläßt, um ihnen dann nach vollführtem Raub nur noch die Beute abzukaufen – auf Kosten des Steuerzahlers natürlich –, dann braucht er eigentlich nur noch ein wenig am Bürgerlichen Gesetzbuch herumzufummeln, und schon ist er gegen die Folgen einer jeden kritischen Überprüfung bestens imprägniert. Vom Heldenglanz des ehrbaren, gemeinwohlorientierten Datendiebes jedoch geht dann einiges verloren, und übrig bleibt ein mieser kleiner Hehler.

Richard Helm, München

 

Tugend der Unbestechlichkeit

Der siebte Satz der preußischen Tugenden hieß: Unbestechlichkeit. Aber wer denkt denn heute noch an so etwas, es wird alles nach Gutsherrenart gedrexelt, gedengelt und gedeichselt.

Ernst Stender, Neumünster

 

 

Zu: „‘Ich habe die Freiheit gewählt’“, Interview mit Dee Ex, JF 6/10

Erfreulicher Lichtblick

Das Interview mit Frau Dee Ex ist für alle rechtschaffenen Deutschen ein erfreulicher Lichtblick. Man fragt sich, woher hat so ein junger Mensch den Durchblick und die Energie? Ich wünsche ihr nicht ermüdenden Eifer und letztlich Erfolg.

Klaus Schwope, Königstein/Taunus

 

Hoffnungsglück

Danke für dieses phantastische Interview. Da dieser Musikstil eigentlich überhaupt nicht meine Richtung ist, hätte ich wohl sonst nie von dieser tollen Frau erfahren.

Ich habe mir auf YouTube die Videos angesehen und muß sagen, daß ich begeistert bin. Was man ja bei dem Interview schon gemerkt hat, setzt sich in den Texten fort – eine für dieses junge Alter bewundernswerte Klugheit. Besonders bewegt  hat mich die Textzeile „Wir sind die letzte Generation, die hier was ändern kann.“ Das haben übrigens auch andere Nutzer so registriert.

Es regt sich doch noch Hoffnung, daß sich die junge Generation ernsthafte Gedanken um unser Land macht, und diese Gedanken über diesen Musikstil zu jungen Menschen zu bringen, ist einfach genial. Ich wünsche ihr noch viel Erfolg und hoffe, daß der Wind bald zum Orkan wird.

Konrad Schmidt, Steinheim

 

 

Zum Leserbrief: „Eine Unverschämtheit“ von Helga Lücke, JF 6/10

Erwiderung

Liebe Frau Lücke, es geht wirklich nicht darum, ob eine Lehrerin Türkin, Russin, Polin oder sonstwelcher Nationalität ist. Es geht grundsätzlich darum, welche Werte sie vertritt und den Kindern vermittelt. Auch ich habe mehrere Kolleginnen, Lehrerinnen nichtdeutscher Abstammung – eine Türkin mit deutschem Paß ist auch dabei. Und ich wünschte, alle Deutschen wären so deutsch, wie sie es ist. Nicht das Geburtsland ist das Problem – das kann man nicht wählen. Persönliche Einstellung der Gesellschaft gegenüber – das ist das Entscheidende.

Dr. Marek Kalivoda, Gammertingen

 

 

Zu: „Teure Sendungen“ von Ronald Gläser, JF 6/10

Aufgabe für Bundeskartellamt

Die Abschaffung der Zwangsabgabe Rundfunkgebühr ist überfällig, nicht nur weil damit endlich der parasitären Verschwendung Einhalt geboten würde, sondern auch, weil dem Hörer/Seher schon seit langem überwiegend Stuß und kaum echter Gegenwert geboten wird. Warum muß ich zur Alimentierung der Beckmanns, Maischbergers, Kerners, Rieus und zur unablässigen Berieselung mit Regimepropaganda vergewaltigt werden, nur weil ich als praktisch einzigen Sender das Deutschlandradio höre?

Der Stand der Technik erlaubte eine gerechtere Lösung, die es Rundfunkteilnehmern überläßt, nur gewünschte Sendungen gegen Zahlung einer Gebühr zu empfangen. Es fehlt einzig der Wille der Politik, das öffentlich-rechtliche Monopol endlich zu reformieren. Vielleicht wäre das ja mal eine lohnende Aufgabe für das Bundeskartellamt.

Joachim Groeger, Schneverdingen

 

 

Zu: „Staatsmann“ von Karl Heinzen, JF 6/10

Bagdads Taxifahrer

Die Plazierung auf der Seite Kultur läßt mich hoffen, daß der Beitrag satirisch gemeint ist. Wenn ein Taxifahrer in Bagdad für den britischen Geheimdienst die entscheidende Informationsquelle für die Beteiligung der Regierung Blair an einem Angriffskrieg gewesen sein sollte, zeigt dies die Fragwürdigkeit einer Politik, für die sich Blair auch nach Kenntnis der wahren Fakten nicht entschuldigen will.

Dr. Jürgen Becker, Wittlich

 

 

Zu: „‘Aufrührer, Umstürzler, Jakobiner’“ von Thomas Warnke, JF 5/10

Freude über Ehrenrettung

Endlich eine Ehrenrettung für Ernst Moritz Arndt! Über Ihren Artikel habe ich mich sehr gefreut. Hoffentlich beginnt jetzt eine wahrheitsliebende Diskussion zum Thema Arndt. Die Hintermänner und Haßschürer, die der ehrwürdigen Universität den Namen nehmen wollen, gehören in den Sack der Unbelehrbaren! Hoffentlich ist das Thema jetzt auf der reinen Fläche!

Christiane Gojowy, Unkel/Rhein

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Die Kirche sieht rot“, JF 3/10

Weltgeltung des Deutschen

Die maßlosen Angriffe der JUNGEN FREIHEIT auf die Evangelische Kirche (JF 3/10) haben gleichgestimmte Leserbriefe hervorgerufen (JF 4/10); Sie veröffentlichen sie mit Genugtuung. Nun wissen Sie ja zweifellos, wieviel Gutes tagtäglich durch alle Kirchen geschieht, nicht zuletzt durch die evangelische. Aber Protestantenfeinde sind nicht leicht umzustimmen.

Ist Ihnen die Bedeutung Martin Luthers für die deutsche Sprache klar? Ich meine jetzt nicht die von 1530, die er so stark beeinflußt hat, sondern die von heute. Die Schriften Luthers und seiner Nachfolger werden von Theologen in der ganzen Welt auf deutsch gelesen, auf ihren Versammlungen wird noch Deutsch gesprochen, viele evangelische Theologen lernen Deutsch, manche kommen deswegen aus dem Ausland zu uns. Ein Stück von der einstigen Weltgeltung des Deutschen in der Wissenschaft: Hier findet man es.

Eine national gestimmte Evangelische Kirche wird es gleichwohl in Deutschland kaum mehr geben. Das Schlagwort „Thron und Altar“ ist verhallt, schon deswegen, weil die Throne gefallen sind.

Prof. Dr. Bernhard Forssman, Erlangen

 

„Kommet her zu mir alle“

Kirche kann und soll zwar zu politischen Themen und Vorhaben auf der Basis der Gebote und ethischen Aussagen der Bibel Stellung nehmen. Sie hat sich aber aus der politischen Arbeit, dem Streit der Parteien herauszuhalten und sich auf keine politische Linie oder auch irgendeine Ideologie festzulegen, weil damit Menschen ausgegrenzt werden. Kirche ist für alle da, nicht nur für Linke, gemäß den Worten Christi: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“

Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus sind mit christlicher Lebenshaltung unvereinbar: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Dagegen ist an keiner Stelle in der Bibel etwas über Demokratie ausgesagt. Diesem politischen System kann man je nach Erfahrung positiv, skeptisch oder auch ablehnend gegenüberstehen. Dazu bemerkte schon August Bebel: „So schlecht, wie ihr die Monarchie macht, ist sie nicht, und so gut, wie ihr die Republik darstellt, ist sie auch nicht.“ Die Einstellung gegenüber der Demokratie hat mit christlicher Lebenshaltung gar nichts zu tun.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

 

Zu: „‘Das war ein Verbrechen’“ von Clemens Taeschner, JF 4/10

Roter Hahn am Weißen Sonntag

Die in dem Artikel zitierte Zeitzeugin hat sich geirrt. Der Luftangriff auf Halberstadt fand nicht einen Tag vor Ostern statt, sondern am 8. April 1945, dem Sonntag nach Ostern. 218 Flugzeuge mit 550 Tonnen Bomben an Bord waren von einem englischen Flughafen gestartet, der Angriff begann um 11.31 Uhr, um 14.52 Uhr landete das Geschwader wieder vollzählig in England. Innerhalb von 16 Minuten hatte es fast die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Wir, die wir am 4. April, unmittelbar nach dem Bombenangriff auf meine Heimatstadt Nordhausen, von dort in ein Dorf am Südrand des Harzes geflüchtet waren, sahen in der Nacht zum 9. April den höllischen Feuerschein am Himmel vom etwa 50 Kilometer entfernten brennenden Halberstadt.

Dr. Günter Weber, Hannover

 

 

Zu: „Mangelnder Realitätssinn“ von Detlef Kühn, JF 3/10

Zu Kaisers Zeiten ...

Sie sind schon eine spezielle Spezies, die sogenannten Herren Liberalen. Erinnert sei an den FDP-Vizekanzler Franz Blücher, der die erste Dienstreise nach Paris gleich zum Bordell-Besuch nutzte und sich im Bett fotografieren ließ (ohne zu merken, daß ihm Beamte des französischen Geheimdienstes gefolgt waren). Adenauer später: „Herr Blücher, ich muß Sie wohl mal am Öhrchen zupfen.“

Außenminister Guido Westerwelle wird uns noch viele Überraschungen bereiten – zu Kaisers Zeiten hätte man seine Äußerungen in Polen und in der Türkei schlicht und einfach als Landesverrat bezeichnet.

Im Amtseid für deutsche Minister steht der schlichte und doch würdevolle Satz: „Seinen Nutzen (des deutschen Volkes) mehren, Schaden von ihm wenden.“

Albert Uphoff, Emsdetten

 

 

Zu: „Außen Demokratie, nach innen Tyrannei“ von Jürgen Liminski, JF 3/10

Der Iran hat allen Grund

Der Autor ignoriert die Geschichte des Iran. Seine Ansichten sind, gelinde gesagt, abenteuerlich.

Der Iran hat noch nie ein Land angegriffen, ist aber – in wehrlosem Zustand – mehrfach besetzt worden. Um das Land wieder ausbeuten zu können, wurde mit miesen Mitteln der Sturz der Regierung Mossadeq besorgt und die Inthronisierung von Schah Reza Pahlewi ermöglicht. Im Krieg gegen den Iran haben gewisse Westmächte den Irak massiv unterstützt und damit die langjährigen Kämpfe erst ermöglicht. Der Iran hat also allen Grund, sich wehrhaft zu zeigen.

Dem Iran wird der Bau von Atombomben unterstellt. Beweise gibt es nicht – die irakischen Massenvernichtungswaffen lassen grüßen. Aus bösen Worten der iranischen Führung auf Angriffsabsichten zu schließen, ist absurd. Die Anfeindungen durch Israel und andere sind viel gravierender. Man kann nur hoffen, daß Irans Wehrkraft schon groß genug ist, um potentielle Angreifer abzuschrecken.

Alfred Aust, Gelsenkirchen

 

 

Zu: „Nicht so leicht zu beurteilen“ von Michael Wiesberg, JF 2/10

Besser sachlich-abwägend

Es ist schon erstaunlich und wenig seriös, wenn sich die JF innerhalb von nur acht Wochen gleich dreimal für eine Großanzeige zum Klimaproblem hergibt, die angesichts des Ernstes dieses Themas nur so von selbstgerecht einseitiger Gewißheit strotzt und quasi dem Rest der Welt ein ganzes Lügenregister vorwirft.

Daß es auch anders geht, zeigt dagegen wohltuend Wiesberg mit seinem Beitrag, in dem er in sachlich-abwägender Weise der schwierigen Problematik beizukommen versucht!

Reimar Göttsching, Bonn

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