© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

UMWELT
Grüne Kronjuwelen oder gelbe Altlast
Volker König

Bei Schwarz-Gelb hängt der Haussegen schief. Kürzlich polterte FDP-Chef Guido Westerwelle beim sogenannten Koalitionsfrühstück gegen CDU-Umweltminister Norbert Röttgen los. Dessen Gedanken über den Atomausstieg seien nicht hinnehmbar. „Ansatzlos losgewütet“ habe der Liberale, zitierte die Süddeutsche Zeitung einen Sitzungsteilnehmer, und die FAZ schreibt, auf seiten der Union sei mit Blick auf Westerwelles Wutausbruch von Anmaßung, Hybris und konfusen Worten die Rede gewesen. Es ist nichts Neues, daß die FDP als verlängerter politischer Arm wirtschaftlicher Lobbygruppen agiert. Keine andere Partei hat so wenig mit der Ökologie am Hut wie sie. Bedenklicher ist daher, daß bei dem Frühstück die Hälfte der Unions-Teilnehmer Westerwelles Wutausbruch mit Kopfnicken begleitet hat.

Haben sie nicht begriffen, daß der Schutz der Lebensgrundlagen die existentielle Zukunftsfrage ist? Haben sie vergessen, daß aus ihren Reihen Herbert Gruhl kam, der 1970 die erste große umweltpolitische Rede vor dem Bundestag hielt? „Die Bewahrung der Natur gegen den technischen Fortschritt war ein großes konservatives Thema“, schrieb Peter Glotz 1989 in seinem Buch „Die deutsche Rechte“ und betonte, daß sich die Konservativen mit der Ökologie „einen wichtigen Teil ihrer Kronjuwelen klauen“ ließen. Es wäre an der Zeit, daß die Union sich dieser Worte erinnert und schwarz-grüne Planspiele nicht nur aus machtpolitischem Kalkül betreibt. Denn die Absage an das „atomare Höllenfeuer“ (Gruhl) wie auch an die gentechnische Manipulation der Schöpfung sind urkonservative Anliegen. Mit ihnen haben die C-Parteien Zukunft – mit der Fixierung auf kurzfristiges Profitdenken à la FDP nicht.

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