© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/10 12. Februar 2010

UMWELT
Futtermittelimporte und Zuwandererströme
Michael Howanietz

Das Bundespatentgericht in München hält „Thüringer Klöße“ aus Bayern und Sachsen für rechtens, denn der geographische Begriff habe sich längst von einer Herkunfts- zu einer Gattungsbezeichnung gewandelt. Die EU-Gesetzgebung gestattet ebenfalls die Irreführung der Verbraucher. Denn die Rohstoffe, aus denen Schwarzwälder Schinken, Tiroler Speck oder Milchprodukte aus der „Mark Brandenburg“ hergestellt werden, müssen keinesfalls aus der im Produktnamen angegebenen Region stammen. Die voriges Jahr von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) präsentierte „Ohne Gentechnik“-Deklaration ist ebenso fadenscheinig. So ist die für den Erhalt des Aufdrucks erforderliche Garantiezeit, in der Nutztiere nicht mit Gentechnikfutter gefüttert werden dürfen, eng befristet. Bei Schweinen sind es die letzten vier Monate vor der Schlachtung, bei Milchkühen drei Monate, bei Legehennen sechs Wochen.

Doch der Gesetzgeber könnte, wenn er wollte, substantielle Regelungen vorgeben. Derzeit stammen 30 Prozent der Futtermittel in der EU aus Importen. Vor allem Soja ist gentechnisch veränderten Ursprungs. Dabei gibt es etwa in Brasilien ausreichend gentechnikfreie Futtermittel. Zum anderen wäre auch eine Rückkehr zur Kreislaufwirtschaft möglich, in der der Bauer die für seine Tiere benötigten Futtermittel selbst herstellt oder von regionalen Anbietern kauft. Statt dessen wird importiert, um in Europa gewaltige Überschüsse an Fleisch zu produzieren, die dann – als subventionierte Billigware nach Afrika verschifft – die dortigen regionalen Märkte ruinieren. Das wiederum ist ein Grund dafür, warum Hunderttausende ihrer Existenzgrundlage beraubte Afrikaner als „Umweltflüchtlinge“ nach Europa strömen.

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