© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Gähnen ohne Ende
Kino: „Gegen jeden Zweifel“ mit Michael Douglas
Michael Insel

Bevor Fritz Lang nach 21 Jahren Hollywood nach Deutschland zurückkehrte, drehte der gebürtige Österreicher noch zwei Abschiedsfilme mit Dana Andrews in der Hauptrolle, „While the City Sleeps“ (Die Bestie, 1955) und „Beyond A Reasonable Doubt“ (Jenseits allen Zweifels, 1956). Beides waren intelligent gemachte melodramatische Thriller, die aber keineswegs an die Brillanz von Vorgängern aus der Schwarzen Serie  wie „The Big Heat“ (Heißes Eisen, 1953) oder „Human Desire“ (Lebensgier, 1954) heranreichten.

Kurioserweise hat sich Peter Hyams, dem die Kinowelt kurzweiligen Flachsinn wie „Outland“ (Planet der Verdammten, 1981) und „Running Scared“ (Diese zwei sind nicht zu fassen, 1986) verdankt, ausgerechnet den uninteressanteren von Langs letzten US-Filmen für ein zeitgenössisches Remake ausgesucht. Durch eine unnötig verzwickte Handlung – von den einfallslos inszenierten Explosionen und Verfolgungsjagden ganz zu schweigen – gerät Langs düstere Kritik des amerikanischen Justizwesens und der Todesstrafe unter seiner Regie zum 105minütigen Gähnfest.

Jesse Metcalfe, der in der Erfolgsserie „Desperate Housewives“ nicht nur Eva Longorias gartenpflegerische Bedürfnisse befriedigt, nimmt hier als  karrieregeiler Fernsehreporter C. J. Nicholas den ebenso karrieregeilen Staatsanwalt Martin Hunter (Michael Douglas) ins Visier, den er verdächtigt, seine Aufklärungsstatistik mittels gefälschter Beweise zu beschönigen. Mit Hilfe seines Kameramanns und Kumpels Corey Finley (Joel David Moore) fingiert C. J. eine Mitschuld am Mord einer Prostituierten. Daß er nebenbei noch eine Affäre mit Hunters Stellvertreterin Ella Farrell (Amber Tamblyn) angefangen hat, erweist sich als glückliche Fügung, nachdem sein Plan schiefgegangen und er hinter Gittern gelandet ist.

Die Schauspieler geben sich redlich Mühe mit dem dünnen Stoff. Gerne hätte man mehr Szenen mit Michael Douglas gesehen, der auch in Hyams’ weitaus besserem Gerichtskrimi „The Star Chamber“ (Ein Richter sieht rot, 1983) mitspielte. Mit seinem aalglatten, selbstgefälligen Charme bringt er Leben in jeden noch so drögen Dialog – allerdings ist die Figur des korrupten Staatsanwalts allzu eindimensional skizziert, als daß man ihm den Bösewicht wirklich abnähme. Kurz gesagt: ein schrecklich mißlungener Film – darin liegt aber auch der einzige Schrecken, den dieser sogenannte Thriller dem Zuschauer einzujagen vermag.

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