© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Meldungen

Siemens teilt Aufgabe des Iran-Geschäfts mit

MÜNCHEN. Der Siemens-Konzern wird trotz Wirtschaftskrise und Umsatzrückgang ab Mitte dieses Jahres keine Neugeschäfte mehr im Iran annehmen. So solle der Rückzug aus dem 1868 begonnenen Iran-Geschäft forciert werden. „Schon seit längerem haben wir unsere Geschäftsaktivitäten mit Kunden im Iran reduziert“, erklärte Vorstandschef Peter Löscher vorige Woche auf der Aktionärsversammlung in München. Im Oktober 2009 habe der Vorstand diesen Beschluß gefaßt, nur bestehende Verträge würden noch erfüllt. Bislang habe Siemens jährlich etwa eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Iran erzielt. Der Jüdische Weltkongreß (WJC) begrüßte die Siemens-Ankündigung. Löscher verdiene Respekt, weil für Siemens viel Geld auf dem Spiel stehe, erklärte WJC-Präsident Ronald Lauder. Er hoffe, daß andere Firmen dem Beispiel folgten. Im September 2009 hatte Siemens wegen Kritik an seinem Iran-Geschäft einen 300-Millionen-Dollar-Auftrag zur Lieferung von U-Bahnen nach Los Angeles verloren. 2008 hatte Deutschland als wichtigster Handelspartner noch Waren für 3,9 Milliarden Euro in den Iran exportiert. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnet wegen des Streits um das iranische Atomprogramm mit weiteren Beschneidungen des Exportgeschäfts.

 

„Moralisches Handeln bringt langfristig Erfolg“

Davos. Erzbischof Reinhard Marx glaubt nicht, daß strengere Gesetze eine neue Weltfinanzkrise verhindern können. „Nur moralisches Handeln bringt langfristig ökonomischen Erfolg. Also nicht: Catch the money and run away – das sollten die Verantwortlichen kapieren. Das Hauptproblem in dieser Krise ist doch die Kurzfristigkeit des Denkens“, erklärte der Leiter des Erzbistums München und Freising anläßlich seines Auftritts auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in der Süddeutschen Zeitung. „Ohne Märkte kann ich mir eine Zivilisation gar nicht vorstellen, ohne sie gibt es keinen Fortschritt. Aber die Märkte verteilen von sich aus nicht gerecht. Man kann Waren auf Märkten handeln, aber Gesundheit und Bildung etwa eignen sich nicht oder nur sehr eingeschränkt für den Markt“, erläuterte Marx. „Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs galt der von staatlichen Regelungen befreite Markt als modern: Alles, was privat organisiert wird, was dem Markt überlassen wird, ist besser. Aber das ist doch nicht wahr.“

 

3,7 Milliarden Euro für radioaktiven Müll

WOLFENBÜTTEL. Eine Evakuierung des einsturzgefährdeten Atommüllendlagers Asse bei Wolfenbüttel (JF 30/09) wird für den Steuerzahler womöglich teurer als bislang prognostiziert: Eine Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem ehemaligen Salzbergwerk könnte 3,7 Milliarden Euro kosten, erklärte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vorige Woche im Umweltausschuß des Bundestages. Für eine Kostenbeteiligung der Energiekonzerne gebe es derzeit keine Rechtsgrundlage, so Röttgen. In einem Gutachten für das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) waren die Sanierungskosten auf 2,5 Milliarden Euro taxiert worden. Das BfS hatte die Auslagerung der zwischen 1967 und 1978 eingelagerten 126.000 Fässer mit leicht- und mittelstark strahlendem Atomabfall innerhalb von zehn Jahren empfohlen.

 

Zahl der Woche

2.259.437 Pkw aus der Produktion inländischer Hersteller wurden 2009 in Deutschland neu zugelassenen – das waren 59,3 Prozent aller Neuwagen. Aus Frankreich kamen 12 Prozent, aus Japan 11 Prozent. Es folgten die Tschechei (5 Prozent), Italien (4,8), Südkorea (3,9) und Spanien (1,8). (Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt)

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