© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Die Festung Klimaschutz wankt
Umweltpolitik: Wissenschaftler und Weltklimarat haben manipuliert / Gelegenheit für ein Umsteuern
Klaus Peter Krause

Die Festung Klimaschutz gerät ins Wanken. Ihre Erbauer verlieren ihre Glaubwürdigkeit und stecken in Erklärungsnöten – an ihrer Spitze der Weltklimarat (IPCC). Mit „Glaciergate“ (siehe Interview unten) wurde dieses Gremium jetzt wiederum einer Täuschung überführt: In seinem Report von 2007 hatte der Ausschuß gewarnt, bis 2035 würden fast alle Himalaya-Gletscher weggetaut sein. Dargestellt wurde das als Folge der vom Menschen verursachten CO2-Emission, die das Erdklima aufheize. Diese Warnung wurde medial verbreitet und in der Folgezeit öffentlichkeitswirksam gehegt und gepflegt.

Die Wirklichkeit sieht offenbar anders aus. Das Himalaya-Land Indien selbst stellte sie dar. Voriges Jahr meldete sich Indiens Umweltminister Jairam Ramesh zu Wort und konfrontierte die IPCC-Experten mit Forschungsergebnissen indischer Wissenschaftler. Sie finden sich in einer Studie, die für diese Region als die erste umfassende dieser Art überhaupt gilt. Ihr Verfasser, der indische Geologe Vijay Kumar Raina, sagte: „Die Gletscher im Himalaya schmelzen, aber es gibt da nichts Dramatisches, nichts, was andeutet, daß sie innerhalb von Jahrzehnten verschwinden.“ Zusammenfassend kamen die Forscher zu dem Schluß, daß sich die Gletscher weder beschleunigt zurückziehen, noch daß sie sich als Indikatoren für einen globalen Klimawandel eignen. Unterstützung kam auch von anderen indischen Geologen, darunter Rameshwar Bali, Professor für Geologie an der University of Lucknow in Uttar Pradesh: „Vorhersagen, die das Verschwinden der Himalaya-Gletscher sehen, sind Unsinn. Das ist organisierte Propaganda von Klimawandel-Aktivisten.“

Im Spiegel, der 1986 mit einem einsam aus einer Wasserwüste ragenden Kölner Dom titelte und der vor vier Jahren noch „Achtung, Weltuntergang!“ rief, las man kürzlich unter der Überschrift „Schmelzendes Vertrauen“: „Die Vorhersage, daß schon 2035 fast alle Himalaya-Gletscher verschwunden sein sollen, ist wissenschaftlicher Unsinn. Auch andere Prognosen beruhen auf fragwürdigen Quellen.“ Andere Blätter zogen nach.

Ihren Ursprung hat die Zeitangabe 2035, wie Nachforschungen ergaben, zunächst in einem Interview mit dem indischen Gletscherforscher Syed Iqbal Hasnain aus dem Wissenschaftsmagazin New Scientist von 1999. Aus diesem Gespräch hatte 2005 der World Wildlife Fund For Nature (WWF) in einem Aufsatz über Gletscher zitiert. Aber Hasnain hatte, wie er sagt, nicht von 2035 gesprochen, sondern nur geäußert, die Gletscher dürften in vierzig Jahren deutlich abnehmen, die Jahreszahl 2035 sei ihm nachträglich untergeschoben worden.

Bei der weiteren Suche stieß der kanadische Geograph Graham Cogley auf einen Text des russischen Gletscherforschers Wladimir Kotljakow von 1996. Dieser habe ein Schrumpfen der Gletscher – grob geschätzt – bis 2350 vorausgesagt, allerdings nicht für den Himalaya allein, sondern für alle Eisströme auf der Erde. Daß aus 2350 dann 2035 geworden ist, wird jetzt mit einem bloßen „Zahlendreher“ erklärt. Glaubhaft ist das allerdings nicht. Nach FAZ-Angaben ist Insidern der Fehler schon lange bekannt gewesen.

Ohnehin gibt es schon zu viele andere Belege für Manipulationen. Dazu gehört, was der (vielleicht nur vermeintliche) Hacker-Angriff auf die Computer des britischen Klimaforschungsinstituts Hadley CRU zutage gefördert hatte. Daraus geht hervor, daß Daten systematisch auf eine „gewollte“ anthropogene Erderwärmung hingebogen und Andersdenkende ausgegrenzt wurden. Auch weitere Manipulationen hat es gegeben. Das P.T. Magazin sprach vom „größten Wissenschaftsskandal aller Zeiten“, der das „Lügengebäude der CO2-Ideologen endgültig zum Einsturz“ bringe.

Alles dies hat die öffentliche Debatte über Klimawandel, CO2 und Klimaschutzpolitik völlig verändert. Der gewaltige Skandal ist für die deutsche Politik jetzt die Gelegenheit, „die Kurve zu kriegen“ und umzusteuern. Für die schwarz-gelbe Mehrheit im Bundestag drängt sich ein solches Umsteuern geradezu auf. Jetzt könnte sie durchsetzen, was die Unionsparteien in der Großen Koalition mit der SPD nicht geschafft hätten, allerdings auch nicht gewollt haben. Für den CDU-Umweltminister Norbert Röttgen wäre das die Gelegenheit, mit dem Umsteuern zu beginnen, statt sich über die „Gletscherpanne“ nur zu empören. Nach hundert Tagen Schwarz-Gelb ist das fällig.

Einen bemerkenswerten Anfang hat der EU-Abgeordnete Holger Krahmer aus Leipzig gemacht. Der FDP-Politiker ist unter anderem Mitglied im Ausschuß für Umweltfragen und im nichtständigen Ausschuß zum Klimawandel. Unter der Überschrift „Die EU-Klimapolitik steht vor einem Scherbenhaufen“ bläst er zum neuen Aufbruch: „Das Ende der Klimahysterie ist eingeläutet. Zeit also, die Kritiker der dogmatischen Klimapolitik in die Debatte einzubeziehen, denn immer mehr Bürger stehen den propagierten Weltuntergangsszenarien skeptisch gegenüber.“

Zu Recht, meint der FDP-Umweltexperte: „Der angebliche Konsens in der Wissenschaft zu den Ursachen klimatischer Veränderungen entpuppt sich mehr und mehr als Zitierkartell politisierter Wissenschaftler, dem es gelungen ist, die mediale Deutungshoheit über eine These zu erlangen. Bekannt werdende Datenfälschungen und der Fakt, daß eine vorhergesagte Temperaturerhöhung in den letzten Jahren ausgeblieben ist, sorgen für einen Glaubwürdigkeitsverlust der gängigen Klimaforschung.“

Foto: Blick auf das Himalaya-Gebirge bei Lahaul and Spiti: „Vorhersagen, die das Verschwinden der Himalaya-Gletscher sehen, sind Unsinn“

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