© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Millionär sucht Partei
Wahlkampf: Nach seinem Engagement bei NPD und DVU will der Schwede Patrick Brinkmann nun Pro NRW finanziell unterstützen
Felix Krautkrämer

Für Pro-NRW-Chef Markus Beisicht ist der jüngste prominente Parteibeitritt nur die logische Konsequenz des Aufwärtstrends der vergangenen Monate. Pro NRW sei mittlerweile im Westen zum „Marktführer“ rechts der Mitte aufgestiegen. „Patrick Brinkmann hat das große politische Potential unserer Bürgerbewegung erkannt, so wie das FPÖ, Vlaams Belang und andere schon vor einigen Jahren getan haben“, sagte Beisicht der JUNGEN FREIHEIT. Seine Begeisterung ist verständlich. Der Beitritt des schwedischen Unternehmers (JF 4/10), der durch Immobiliengeschäfte und Mineralienabbau zu einem Vermögen gekommen sein soll, hat der Pro-Bewegung erhebliche mediale Aufmerksamkeit beschert.

„Schwede will Rechtspopulisten Millionen spenden“, titelte etwa Spiegel online anläßlich Brinkmanns Ankündigungen, Pro NRW im Wahlkampf für den Urnengang in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai finanziell zu unterstützen und der Partei beim Aufbau eines Zentrums gegen Islamismus behilflich zu sein. Für zusätzlichen Wirbel sorgten Brinkmanns Äußerungen, er wolle den Vorsitz des sich noch im Aufbau befindlichen Landesverbandes Pro Berlin übernehmen und als Spitzenkandidat bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im nächsten Jahr antreten. Prompt sah sich Innenstaatssekretär Ulrich Freise (SPD) in der Berliner Zeitung genötigt, vor einer „besorgniserregenden Entwicklung“  zu warnen.

Dabei könnte es gute Gründe geben, auf Brinkmanns Ankündigungen gelassen zu reagieren. Schließlich ist Pro NRW nicht die erste Partei, für die sich der 1966 im schwedischen Motala geborene Unternehmer interessiert.  2008 geriet Brinkmann als Vorsitzender der von ihm gegründeten „Kontinent Europa Stiftung“ in die Schlagzeilen, als diese in Schwerin unter der Schirmherrschaft des NPD-Fraktionsvorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, eine Tagung abhielt. Zuvor war bekanntgeworden, daß Brinkmann eine Villa im Berliner Stadtteil Zehlendorf gekauft hatte, in der er auch führende NPD-Mitglieder empfing.

Offenbar erhoffte sich die NPD damals finanzielle Unterstützung von dem schwedischen Unternehmer. Doch aus der erwartenden Finanzspritze wurde nichts. Zwar erhielt die NPD nach Informationen der JF ein Darlehen in Höhe von 200.000 Euro, die von Brinkmann zugesagten Wahlkampfunterstützungen blieben jedoch offenbar aus. Vor allem auf eine angekündigte Spende über 60.000 Euro für den Wahlkampf in Niedersachsen wartete die Partei vergeblich. Und das, obwohl der damalige Spitzenkandidat der niedersächsischen NPD, Andreas Molau, zugleich Vorstandsmitglied in Brinkmanns Kontinent Europa Stiftung war. Lediglich zur Landtagswahl in Hessen im Januar 2009 gewährte Brinkmann nochmals ein Darlehen in Höhe von 30.000 Euro. Dann endete sein Engagement bei der NPD.

Statt dessen wandte sich Brinkmann der DVU zu. Nachdem Molau im Streit um die Parteiführung die NPD entnervt verlassen hatte und als Pressesprecher bei der DVU anheuerte, trat auch Brinkmann der Partei bei. Auch hier stellte er Gelder in Aussicht, so zum Beispiel für die brandenburgische Landtagswahl (JF 28/09). Laut DVU-Chef Mathias Faust erhielt die Partei für den Wahlkampf jedoch keinen einzigen Euro von Brinkmann: „Er hat viele Erklärungen abgegeben, viel versprochen, aber wenig gehalten.“ Lediglich ein Gutachten für eine Klage der DVU gegen das Adoptionsrecht für homosexuelle Paaren habe der schwedische Unternehmer mit 2.000 Euro finanziert. Menschlich sei er von Brinkmann enttäuscht, sagte Faust. Von dessen Wechsel zu Pro habe er aus dem Internet erfahren. Er glaube jedoch nicht, daß deren Begeisterung über ihren Neuzugang lange anhalten werde. „Auch da wird bald Nüchternheit einkehren.“

Brinkmann dagegen begründet den Wechsel zu Pro NRW gegenüber der JF damit, daß sich die DVU nicht als lebensfähig erwiesen habe. „Das hat sich schon im Vorfeld des Landtagswahlkampfes in Brandenburg gezeigt und nun erst recht. Insofern hatte ich nie Veranlassung zu einer intensiveren Unterstützung.“ Pro dagegen sei eine „moderne, demokratische Rechte ohne Antisemitismus“. Hier wolle er sich nun in den nächsten anderthalb Jahren mindestens mit rund fünf Millionen Euro engagieren. Gerüchten, nach denen er gar nicht über soviel Geld verfüge, widerspricht Brinkmann. Er und seine Frau hätten vor dem Umzug nach Berlin Aktien in mehrfacher Millionenhöhe veräußert. Zudem habe ihm der Verkauf seiner Villa im schwedischen Saltsjöbaden etwa 2,1 Millionen Euro eingebracht.

Fest steht allerdings auch, daß Aktiengesellschaften, an denen Brinkmann beteiligt ist beziehungsweise war, nach Recherchen der JF in den vergangenen Jahren massiv an Wert verloren haben. So brach beispielsweise der Kurs des Unternehmens Wiking Mineral, an dem Brinkmann nach eigenen Angaben 27 Prozent der Aktien hält, seit 2006 um über drei Viertel ein. Erheblich an Wert verlor auch die Aktiengesellschaft International Gold Exploration, an der Brinkmann ebenfalls beteiligt war.

Ganz andere Probleme könnten sich für den Unternehmer allerdings bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus ergeben. Nach Informationen der JF existiert in der Hauptstadt bereits ein Verein mit dem Namen „Pro Berlin“, den einige Personen aus dem Umfeld der Berliner NPD gegründet haben. Zum anderen verfügt Brinkmann, dessen Mutter 1945 in Berlin geboren wurde, nach eigenen Angaben noch nicht über die deutsche Staatsbürgerschaft und darf somit gar nicht zur Wahl antreten.

Foto: Patrick Brinkmann (2008): „Rechte ohne Antisemitismus“

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