© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/10 29. Januar 2010

Leserbriefe

Zu: „Pankraz, das Smartphone und die Link-Wälder“, JF 3/10, und Peter Kuntze „Schamlosigkeit und Dauergeschwätz“, JF 3/10 u. a.

Munter springendes Wasser auf meine Mühlen

Als unbeirrbarer Nicht-Fernsehwilliger und überzeugter Nicht-Computeraner, der sich freudig sonnt in seiner elektronikfreien Wohlgefühlzone, habe ich drei Beiträge in der JF 3/10 mit besonderer Genugtuung gelesen. Allein sie haben schon den dafür verausgabten Abonnementpreis gelohnt. Es waren dies (mit nachhaltiger Wirkung dank praktizierter Scherenschnittkunde) „Pankraz, das Smartphone und die Link-Wälder“, Peter Kuntzes von der „Tyrannei des Privaten“ angestachelte Philippika „Schamlosigkeit und Dauergeschwätz“ sowie Bernd-Thomas Rambs antiochlokratische Wortmeldung „Schäden in Millionenhöhe“ mit dem Untertitel „Öffentlich-rechtlicher Medien-Imperialismus: Tagesschau-Apps erhitzen die Gemüter“.

Alle drei Artikel waren und sind Wasser auf meine zur Muntermachmeisterin gewordene Medienminimierungsmühle. Die Heerschar der einschlägig abhängigen und weidlich mißbrauchten Nutzer kann einem nur leid tun.

José Barth, Ismaning

 

 

Zu: „Strenge Regeln streng befolgen“ von Franz Kromka, JF 4/10

Dank für Erinnerung

Es ist dem Autor zu danken, daß er in seinem Artikel an Wilhelm Röpke und auch an Alexander Rüstow erinnern, die beide in der Publizistik auf weite Strecken dem Zeitgeist geopfert wurden. So ist bezeichnenderweise in „Kindlers Literatur Lexikon“ von 2009, das auch Sachautoren enthält, zwar von Hayek aufgenommen, nicht aber Röpke und Rüstow, dessen „Ortsbestimmung der Gegenwart“ neu zu würdigen wäre. Daß Rüstow wegen seiner „social-mindedness“ zumindest in den USA wieder ins Blickfeld zu rücken scheint, ist ein gutes Zeichen. Vielleicht könnte das Jubiläum seines Todesjahres im Jahr 2013 Anlaß eines Kongresses sein?

Dr. Sebastian Köppl, Gundelsheim

 

 

Zu: „‘Das war ein Verbrechen’“ von Clemens Taeschner, JF 4/10

Ein Horrorpanoptikum

Angesichts des Horrorpanoptikums von „Antifaschisten“ aller Schattierungen, die die Dickfelligkeit oder Dreistigkeit besitzen, die Ermordung großer Teile der Magdeburger Stadtbevölkerung 1945 umzufunktionieren und zum Teil sogar noch zu feiern, fällt mir persönlich am ehesten noch der dem Berliner Maler Max Liebermann zugewiesene Ausspruch ein (hier entschärft wiedergegeben), es falle schwer, sich nicht zu übergeben. Von deutschen Gerichten oder der Politik dürfte wie üblich keine Hilfe zu erwarten sein.

Fritz Werner, Verden-Borstel

 

 

Zu: „‘Es ist ein Skandal’“, Interview mit Theo Lehmann, JF 3/10

Protestpotential kanalisiert

Man kann den christlichen Kirchen nicht vorwerfen, daß sie sich im 20. Jahrhundert – von Ausnahmen abgesehen – den braunen und roten Machthabern beugten, denn Opposition hätte Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Heute besteht diese Gefahr bei uns zum Glück nicht mehr, aber was macht die evangelische Kirche? Sie rennt dem „Gegen Rechts“-Zeitgeist hinterher, anstatt da zu protestieren, wo es wirklich not tut: gegen die Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge, gegen die wachsende Armut, gegen die schöpfungsverachtende Genmanipulation usw. Das wären Aufgabengebiete, die für Christen wie geschaffen wären! Nur: Man muß sich hier mit Regierungen und mächtigen Lobbyisten auseinandersetzen, da ist es freilich bequemer, im „Gegen Rechts“-Mainstream mitzuschwimmen und gegen kleine Randgruppen zu agieren. Das Protestpotential der kritisch/links denkenden Bürger soll so kanalisiert, also in eine Richtung gelenkt werden.

Thilo Clavin, Lüneburg

 

 

Zu: „Außen Demokratie, nach innen Tyrannei“ von Jürgen Liminski, JF 3/10

Falsche Schlußfolgerungen

Der Artikel über den Iran hätte so auch vom Mossad geschrieben werden können. Er enthält viele Realitäten – und einige falsche Schlußfolgerungen. Ihre antiisraelische Einstellung teilen die iranischen Schiiten mit den Wahabiten und Sunniten. Und die Hauptschuld liegt nicht bei Arabern, Persern oder Türken, sondern eben bei Israel selbst. Die unvermindert weitergehende Verfolgung von moslemischen (und christlichen) Palästinensern, Mordwellen wie im Libanon, ständig weitergehender Landraub, mörderische Schikanen im Gazastreifen zeigen ihre Wirkung.

Ich finde die Kritik an Ahmadinedschad absolut unangebracht. Das Verhältnis der Iraner zu Deutschland war immer gut. Ahmadinedschad hat sich stets sehr positiv zu Deutschland geäußert, während wir für die Israelis ewige Verbrecher sind.

Klaus Oehme, Marienheide-Holzwipper

 

 

Zu: „Zeitverträge für Piraten“ von Robert Backhaus, JF 3/10

Kabeljaus Kiemenlatein

Welcher Kabeljau hat denn bloß dieses Kiemenlatein der JF auf den Redaktionstisch geschneit. Man braucht noch nicht einmal Schulphysik, um zu wissen, daß Schnee nicht auf Wasser schwimmen kann und folglich unter dessen zapper Düsternis auch kein Fisch erstickt. Mit winterlicher Regelmäßigkeit friert die östliche Ostsee jedes Jahr zu, und bisher war von einem Massensterben der Fische und Seehunde noch nie die Rede. Vielleicht schreibt die Redaktion mal dem Klabautermann, er möge das auch fürderhin verhindern.

Rainer Kroschewski, Speyer

 

 

Zu: „Schamlosigkeit und Dauergeschwätz“ von Peter Kuntze, JF 3/10, und zum „Fragebogen“

Ist das nicht genau das?

Der wieder sehr gute Aufsatz von Kuntze gibt mir Gelegenheit und Begründung, meine Bedenken gegen die Dauerspalte mitzuteilen: Ist dies nicht genau das, was Kuntze beschreibt und verwirft? Wozu sollen die JF-Leser diese Privatangelegenheiten erfahren? Sie sind ja von den Befragten selbst verfaßt, ihre jeweiligen Absichten und Bedürfnisse sind dabei nicht nachprüfbar. Ein Bild des Befragten kann der Leser sich so nicht oder nur ausnahmsweise machen. Dies leisten weit besser Biographien und andere Lebens- und Erlebnisberichte, um über die Vorstellungen und Meinungen bestimmter Einzelpersonen Kenntnis zu vermitteln. Dagegen ist im Ernst nichts einzuwenden. Aber die Spalte „Fragebogen“ sollte künftig entfallen, sie entspricht nicht dem Stil und Anspruch der JF.

Cornelius Werhahn, Neuharmhorst

 

 

Zu: „Mut zur Differenz“ von Karlheinz Weißmann, JF 2/10

Gleichschritt völlig unnötig

Ein einheitliches Bildungswesen macht es den Regierenden leicht, allen ein einheitliches Welt- und Menschenbild von Kind an aufzudrängen, in dem es heute keine gültigen übermateriellen Werte gibt, in dem der Mensch Humankapital ist und in dem die deutsche Geschichte im wesentlichen aus den Naziverbrechen besteht (die das einzige sind, an das man unbedingt glauben muß). Und es ist ja nützlich, über einen möglichst einheitlichen Menschentypus zu verfügen, wobei es von Vorteil ist, wenn man drei Untertypen hat (wie ja auch in Huxleys „Schöner neuer Welt“ solche mit Erfolg produziert werden).

Man ruft schon nach dem Bundeszentralabitur, und die nächsten Schritte wären dann das Euro-Abitur und das Globalabitur. Und das wäre ja ganz gerecht, denn alle Menschen der Erde sollen doch ihre Sozialchancen von der Schule unter den genau gleichen Bedingungen bekommen!

Aber hier liegt der eigentliche Krebsschaden des Bildungswesens, auf den viele Humanisten und Pädagogen hingewiesen haben: Warum muß die Schule Zentrum einer staatlich verordneten und kontrollierten Sozialchancen-Zwangswirtschaft (Schelsky) sein? Vielmehr sollte die Schule von einer Institution verwaltet werden, die von Staat und Wirtschaft völlig unabhängig ist und in der überwiegend Menschen mit aktueller Unterrichtserfahrung wirken.

Die einzige Aufgabe, die sie der Schule geben, sollte darin bestehen, jeden jungen Menschen zu einem mündigen, allseitig gebildeten, lebenstüchtigen Bürger zu erziehen, wozu ganz selbstverständlich die Freude auch an anstrengendem Lernen gehört, wobei jeder auf jedem Gebiet so weit kommt, wie es ihm möglich ist, und ein Gleichschritt völlig unnötig ist. Inwieweit das Ziel erreicht wird, kann dann allein das Leben selber prüfen. Jedenfalls sollte nicht der Staat die Schüler prüfen, sondern umgekehrt sollte sich der Staat an solchen mündigen Menschen prüfen, wie es schon Humboldt forderte.

Hermann Bauer, Bornheim

 

Aufstand der Nichtschwimmer

Bei dem Artikel muß ich an den treffenden Ausspruch von Professor Wapnewski über die Achtundsechziger denken: „ Es war der Aufstand der Nichtschwimmer gegen das Wasser. Ist das Wasser erst erledigt, gibt es auch keine Nichtschwimmer mehr.“

Dr. Gisela Spieß, Freiburg

 

 

Zu: „Nicht so leicht zu beurteilen“ von Michael Wiesberg, JF 2/10

Ideologisierung wie in Diktatur

Der Autor hat das befohlene Klima der Bundesrepublik wieder ins Spiel gebracht, aber auch betont, daß Unsicherheiten „von den Vertretern der These einer globalen Erwärmung nicht hinreichend problematisiert und öffentlich gemacht worden sind“. Dagegen hat mich die Propagandawalze vor und während der Klimakonferenz in Kopenhagen fast eingeschüchtert. Eine solche Ideologisierung eines naturwissenschaftlichen Problems kannte ich bisher nur aus Diktaturen. Daher wäre ich sehr dankbar, wenn unsere „Klimakanzlerin“ eine Konferenz einberufen würde, auf der Vertreter und Kritiker der Theorie der globalen Erwärmung durch CO2 gleichberechtigt auftreten dürfen und auf der – für Laien verständlich – klargemacht wird, was das arme CO2-Molekül eigentlich mit der Wärmerückstrahlung der Erde machen kann und was nicht.

Dr. K.-Jürgen Amthor, Meiningen

 

Nach Adam Riese ...

Nachdem die JF mehrfach Kritik an der „Klimakatastrophe“ übte, muß wohl einer mal den Advocatus diaboli spielen. Der Autor gibt zu, daß über 95 Prozent des CO2-Gehalts naturbedingt und nur drei bis fünf Prozent anthropogen sind. Also: Von derzeit 0,037 Prozent sind 0,0355 Prozent naturbedingt und 0,0015 Prozent anthropogen. Und diese 0,0015 Prozent bringen das Faß zum Überlaufen?

Da aber um 1870 der CO2-Gehalt 0,027 Prozent betrug und bisher um 40 Prozent auf 0,037 Prozent stieg, ist auch dieser Anstieg zu über 95 Prozent, also plus 0,0095 Prozent naturbedingt und zu 0,0005 Prozent anthropogen. Nach Wiesberg sind also 0,0095 Prozent naturbedingte Steigerung „neutral“, aber 0,0005 Prozent anthropogene Steigerung eine „Katastrophe“. Das kann man doch nicht ernst nehmen! (Auch 1870 waren schon fünf Prozent „anthropogen“.) Da ist nichts plausibel.

Es ist objektiv erwiesen, daß einer CO2-Erhöhung in der Erd-Vergangenheit stets eine längerfristige Erwärmung vorausging; mithin ist ein CO2-Anstieg die Folge einer Erwärmung, nicht aber deren Ursache. Die Klima-Paniker aber fälschen diese Tatsache skrupellos dahin um, daß die Erwärmung die Folge des CO2-Anstiegs sei!

Hansjürgen Auwärter, Bad Wimpfen

 

 

Zu: „Geschichte aus der Traumfabrik“ von Stefan Hug, JF 2/10

Bitte mehr Genauigkeit!

Mit einiger Verwunderung las ich Passagen wie: „Ganz Frankreich hielt sich den Bauch vor Lachen, als Regisseur Dany Boon 2008 den Unterschied zwischen Süd- und Nordfranzosen auf die Schippe nahm: ‘Bienvenue chez les Ch’tis’. Die Deutschen nahmen den Film nur am Rande wahr.“ 2,2 Millionen Kinobesucher in Deutschland sprechen wohl gegen eine Marginalie wie vom Autor angedeutet.

Des weiteren behauptet Hug, daß sich internationale Erfolge des deutschen Films „ausnahmslos aus dem Fundus des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs bedienen“. Das kann man so nicht stehenlassen, da man den internationalen Erfolg von „Das Leben der Anderen“ nicht ignorieren kann.

Christian Götze, Köln

 

 

Zu: „Andacht und Auftrag“ von Thomas Bachmann, JF 2/10

Genealogie der Medicis

Immerhin bedeuten die Medicis für das individualistische europäische Erwachen in der Renaissance soviel, daß wir Ungenauigkeiten ihrer Genealogie nicht hinnehmen können, zumal in der Frankfurter Botticelli-Ausstellung Verehrte und Verehrer dargestellt und richtig beschrieben worden sind.

Es handelt sich um Giuliano de Medici I., den Sohn von Piero de Medici I. bzw. den Bruder von Lorenzo de Medici I. (Il Magnifico). Beide übernahmen nach dem Tode des Vaters Piero I. 1469 die Führung der Florentiner Republik.

Giuliano I., der Verehrer Simonettas (Vespucci), fiel 1478 der Verschwörung der Pazzi zum Opfer, während Lorenzo I. die Staatskrise überlebte und seine Macht vergrößerte.

Giovanni de Medici, der Sohn Lorenzo I., wurde 1513 als Leo X. zum Papst gewählt und amtierte bis 1521.

Dr. Hans-Peter Müller, Leipzig

 

 

Zu: „Geburt eines Menschheitsfeindes“ von Doris Neujahr, JF 2/10

Zukunft nur im Christentum

Die antideutsche anglo-amerikanische Propaganda im Ersten und die sowjetische Propaganda im Zweiten Weltkrieg gehört zu den traurigsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte. Noch trauriger ist nur noch die Tatsache, daß „die Deutschen“ diese doch gegen ihr eigenes Volk gerichtete Propaganda nach dem Krieg im Zuge der Achtundsechziger-Revolution übernommen haben, woraus dann der „Kult mit der Schuld“ resultiert.

Kriege hat es zu allen Zeiten gegeben, aber das eigentliche Unglück unserer Zeit ist die Herrschaft von Lüge und Verleumdung, die mit dem Untergang von Nazis und Kommunisten nicht aus der Welt verschwunden ist. Sie vergiftet alle zwischenmenschlichen Beziehungen und Beziehungen zwischen den Völkern. Auf dieser „Grundlage“ hat die Menschheit keine Zukunft. Eine gedeihliche Zukunft könnte ich mir nur vorstellen, wenn sich die Mehrheit der Menschheit zum Christentum bekehrt, denn nur im Christentum sind alle Menschen Brüder und zur Nächstenliebe verpflichtet und sind Lüge und Verleumdung als Sünde geächtet.

Hans Wirtz, Neubiberg

 

 

Zu: „Eine geschichtspolitische Zäsur“ von Thorsten Hinz, JF 1/10

Nicht zum Wohle des Volkes

In gewohnt moderater Kritik beschreibt Hinz von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985. Diese Rede hat große Teile unserer Gesellschaft empört, weil sie eine Kollektivhaftung unseres Volkes inaugurierte, die Kriegsgeneration beleidigte, auch weil die Massenvertreibung aus unseren Ostgebieten zur „erzwungenen Wanderung“ bagatellisiert und der 8. Mai erstmals als „Tag der Befreiung“ verfremdet wurde. Es ist mir keine andere Rede eines deutschen Politikers bekannt, die nicht nur journalistische Artikel im Blätterwald, sondern zahlreiche Bücher zur Folge hatte, in denen sich die Autoren mit von Weizsäckers Fahnenflucht 1945 sowie der Kollektivschuld- und Befreiungsthese befassen.

Von Weizsäckers vielkritisiertes, da nicht zum Wohle seines Volkes gereichendes Reden und Wirken erhielt seinen Glorienschein durch geschliffene Rede, blendendes Aussehen und die adelige Herkunft. Friedrich Ebert agierte nach dem Ersten Weltkrieg in entgegengesetztem Sinne.

Eberhard Willich, Heidelberg

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