© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/10 29. Januar 2010

UMWELT
„Versuchter Massenmord“
Volker Kempf

Versuchter Massenmord“: Diese Worte stammen nicht von der grünen Dramaturgin Claudia Roth, sondern von Günter Verheugen (SPD), bislang als EU-Kommissar für die Industrie zuständig. Es geht um gefährliche Medikamentenfälschungen. Und das heißt: Patienten nehmen eine gefälschte Medizin ein, die meist keinen Wirkstoff enthält. Dabei steht häufig die Bekämpfung lebensbedrohlicher Erkrankungen wie Tuberkulose, Krebs oder Aids auf dem Spiel. Wird das gefälschte und damit meist völlig wirkungslose Präparat verabreicht, bedeutet das für viele den sicheren Tod. Der neue Fernsehfilm „Tödliche Fracht“, der am 3. Februar um 23.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, gibt einen informativen Überblick über das erschreckende Ausmaß der Verbreitung gefälschter Medikamente.

Speziell in Afrika seien die Probleme besonders groß, weil zwar viele Spendengelder flössen, Korruption und schwache Gesetze aber eine unheilige Allianz eingingen – 60 Prozent der Medikamente seien dort gefälscht. Auch Europa darf sich nicht in Sicherheit wiegen. Vor allem das Internet sei im Falle von in Apotheken nicht rezeptfrei erhältlichen Medikamenten von Fälschungen durchsetzt. Diese könnten selbst Apotheker nur schwer erkennen. Um der Lage noch Herr zu werden, sollen Medikamente daher in naher Zukunft mit Fälschungssicherungen wie Hologrammen ausgestattet werden. Der Film von Walter Harrich und Danuta Harrich-Zandberg klärt über das kaum bekannte, aber um so wichtigere Phänomen von Produktfälschungen auf, über große internationale Verbrechersyndikate und über typische Erkennungsmerkmale schlechter Medikamentenfälschungen. Die Politik bleibt gefordert, rasch zu handeln.

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