© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/10 08. Januar 2010
NDR-Dokumentation Luise Königin der Herzen: Hoffnungsfi
gur für Generationen Bei dem Ehrentitel Königin der Herzen denkt man heute vor allem an die 1997 tödlich verunglückte Prinzessin Diana von Wales. Kaum bekannt ist, daß der Begriff bereits Anfang des 19. Jahrhunderts von August Wilhelm Schlegel geprägt wurde. Deutschlands ureigene Herzenskönigin hieß Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg, besser bekannt als Königin Luise von Preußen, Gemahlin Friedrich Wilhelms III. Als sie 1810 im Alter von nur 34 Jahren starb, trauerte das ganze Volk um sie. Nicht nur der König, sondern ganz Preußen, das immer noch von Napoleon besetzt war, hatte mit ihr seinen guten Engel verloren. Mit der neurotischen Diana hatte sie jedoch allenfalls den frühen Tod und die hohe Popularität gemeinsam. Sie war ein Mensch, wie ich ihn mir wünsche, schrieb Joachim Fernau. Sie war kühn und verzagt, furchtlos und furchtsam, spröde und leidenschaftlich, treu und voller verborgener Wünsche, beherrscht und leidend unter der Beherrschung, klug und naiv; das alles in einem Gefäß, das nicht schöner hätte erfunden werden können. Bereits zu Lebzeiten huldigten die Künstler und Dichter Berlins ihrer Schönheit und ihrer Tugendhaftigkeit. Königin Luise wurde zur Hoffnungsfigur einer Reform der Monarchie von oben und zum komplementären Gegenstück zu ihrem als schroff und entscheidungsschwach verschrienen Gatten stilisiert. Als Napoleon den besiegten König in Tilsit empfing, entstand die Legende, daß es Luise war, die den Franzosenkaiser besänftigt hätte, um Preußen vor der totalen Vernichtung zu bewahren. Nach ihrem Tod wurde sie zum nationalen Mythos und zur preußischen Madonna verklärt. Anläßlich ihres 200. Todestags erinnern NDR und Arte mit einem bewährten Mix aus bilderbuchartigen Spiel-szenen und historischem Kommentar an die einstige Kultfigur der Deutschen. |