© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/09-53/09 18./25. Dezember 2009

UMWELT
Weißer, nicht weise
Volker Kempf

Wer etwas verkaufen will, muß sein Produkt immer besser machen. Manchmal geht’s aber nicht mehr besser, die Steigerungsspirale kommt an ein Ende. Der alte Henkel-Werbespruch „Persil“ wasche „weißer als weiß“, brachte dieses Dilemma zum Ausdruck. Inzwischen haben sich die Zeiten aber geändert. Nicht daß Waschmittelwerbung besonders geistreich geworden wäre. Nein, heute geht es darum, nicht nur weiß, sondern auch umweltfreundlich zu waschen, also umweltfreundlicher als umweltfreundlich. Die neue Produktlinie des Düsseldorfer Traditionskonzerns trägt den modernistischen Namen „Terra Activ“ und will als zeitgeistiges Produkt ein neues Marktsegment erschließen. Dazu setzt Henkel ausgerechnet auf Palmkernöl. Umweltschützer wissen, daß Palmen zwar nachwachsen, aber dafür der Urwald ganzen Monokulturen weichen muß (JF 31-32/08).

Die Schauspielerin Esther Schweins verkündet als Werbefrontfrau mit Blick auf den hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe aber vielversprechend: „So wäscht man heute“. Der Verein „Rettet den Regenwald“ (www.regenwald.org) ist über soviel flache Reklame entsetzt und ruft zum Protest gegen diesen Etikettenschwindel auf. Die Organisation hat viel vor, bisher hat sie mit Protestaktionen immerhin den Einsatz von Palmöl bei der Diakonie Kork in Baden verhindert. Ob so ein Weltkonzern diesem Beispiel folgt? Gut wäre das, denn das neue Produkt wäscht gar nicht umweltfreundlicher als umweltfreundlich, sondern folgt nur dem Trend, einem umweltfreundlichen Aspekt gegen einen anderen auszuspielen und das dann als große Errungenschaft anzupreisen. Wir leben in Zeiten totaler Verblödung. Wer noch einen Beweis dafür suchte, die Waschmittelbranche liefert ihn.

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