© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/09 04. Dezember 2009

Aufgeschnappt
Breslau im Anflug
Matthias Bäkermann

Zu Stoßzeiten gehen alle fünf Minuten Flüge vom Flughafen Düsseldorf nach Brüssel, Berlin oder Birmingham, wie sich den Anzeigetafeln im Terminal entnehmen läßt. Einem JF-Leser fiel dabei Mitte November auf, daß einzig Ortsbezeichnungen von Flughäfen im früheren deutschen Osten auf polnisch (konkret Wroclaw statt Breslau) ausgewiesen werden. Neugierig erkundigte er sich darauf bei der Flughafenverwaltung nach der uneinheitlichen Schreibweise, immerhin nenne man Milano auch Mailand oder Moskwa Moskau. Selbst andere Städte aus Polen unterlägen dieser Stringenz, wie die Beispiele Warschau oder Kattowitz offenbarten.

Bereits vier Tage später erhielt der JF-Leser ein Schreiben der Unternehmenskommunikation der Flughafen Düsseldorf GmbH, in dem ihm mit „einer kleinen Aufmerksamkeit und der aktuellen Ausgabe des Kundenmagazins“ für die Anregung gedankt wird und prompt die Ankündigung folgt: „Ab heute wird der Nikolaus-Kopernikus-Flughafen in Breslau auf unseren Informationsmedien, das heißt den Anzeigetafeln im Terminal sowie in unserem Internet-Flugplan, unter der Bezeichnung Wroclaw/Breslau aufgeführt.“ Daß die schlesische Hauptstadt nun als einzige eine Doppelbezeichnung trägt, begründet man mit dem international verwendeten „Drei-Letter-Code“. Da dieser IATA-Code für Breslau WRO ist, halte man diese polnisch-deutsche Nennung „für sinnvoll“. Vielleicht erheischt nun auch derjenige eine „kleine Aufmerksamkeit“, der anhand der Beispiele Rom (FCO), Wien (VIE) oder Kiew (IEV) dokumentiert, wie völlig unnötig doch diese „sinnvolle“ Doppelung ist.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen