© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/09 04. Dezember 2009

Bundeswehr in Afghanistan
Verunsicherte Truppe
von Paul Rosen

Woran wird ein deutscher Offizier demnächst denken, wenn er einen folgenschweren Befehl erteilt? Vermutlich an Rücktritte in Berlin sowie an das mögliche Ende der eigenen Karriere. Der von einem deutschen Offizier befohlene Luftschlag in Afghanistan war vermutlich falsch. Vertuscher und Intriganten in der Bundeswehr-Führung hielten die Berichte über zivile Todesopfer bei dem Bombardement zurück, so daß der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung zivile Opfer zunächst abstritt und Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg das Bombardement als militärisch angemessen bezeichnete. Beide werden sich mit einem Untersuchungsausschuß des Bundestags plagen müssen, der die Dinge bis ins Detail ausleuchten soll.

Zurück bleibt eine höchst verunsicherte Truppe, die man in einen Krieg geschickt hat, der angeblich keiner sein solle und dessentwegen deutsche Staatsanwälte nach jedem Schußwechsel gegen Bundeswehr-Soldaten ermitteln und Politiker verächtlich die Nase rümpfen. Das Prinzip der Inneren Führung besagt, daß offensichtlich falsche oder rechtswidrige Befehle nicht ausgeführt werden müssen. Die Frage nach der Rechtmäßigkeit eines Befehls, in einen vermeintlichen Aufbaueinsatz zu gehen, der jedoch Krieg bedeutet, muß gestellt werden. Und die Politik muß endlich antworten.

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