© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

BR-Dokumentation „Ein Franke entdeckt Alaska“: Der Arzt und Naturforscher Georg Willhelm Steller
Ein schier unglaublich anmutendes Entdeckerleben
Michael Hofer

Nach acht Jahren und 14.000 Kilometern beschwerlicher Reise durch Tundra und Taiga, Steppen, Berge und Meer erreichte die vom russischen Zaren finanzierte Expedition unter der Leitung des Dänen Vitus Bering endlich Neuland, auf das noch nie zuvor ein Europäer seinen Fuß gesetzt hatte. Besagtes Land wurde später unter dem Namen Alaska bekannt, und der Mann, der es am 20. Juli 1741 als erster betrat, stammte aus dem fränkischen Bad Windsheim.

Nur zehn Stunden Aufenthalt gewährte Kapitän Bering dem 1709 geborenen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller, um die dem Festland vorgelagerte Insel zu besichtigen. Mit systematischer Disziplin brachte Steller es fertig, innerhalb der kurzen Zeit rund 160 unbekannte Pflanzenarten zu dokumentieren. Außerdem stieß er auf Spuren der Ureinwohner, die sich vor dem Fremdling versteckt hielten. Die Entdeckung Alaskas war allerdings nur der Höhepunkt des heute schier unglaublich anmutenden Entdeckerlebens des Georg Wilhelm Steller, zu dessen 300. Geburtstag das Bayerische Fernsehen eine unterhaltsame Dokumentation produziert hat.

Steller war nach Studienjahren in Leipzig, Jena und Halle nach St. Petersburg gelangt, wo der Zar Wissenschaftler aus ganz Europa, besonders aus deutschen Landen, anheuerte. Der Zeit der großen Abenteuer und heroischen Expeditionen folgten allerdings Gier und Ausbeutung auf dem Fuß: die nach ihrem Entdecker benannte Stellersche Seekuh, ein riesenhaftes, sanftes Wesen, war nach nur zwei Jahrzehnten ausgerottet. Stellers Protest gegen die brutale Unterdrückung der ostsibirischen Urvölker durch die Russen kostete ihn beinahe den Kopf. Einsam, mittellos und unbekannt, ausgezehrt von unvorstellbaren Strapazen verstarb der geniale Forscher am 12. November 1746 im sibirischen Tjumen im Alter von nur 37 Jahren.

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