© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

Nadine Müller. Die jüngste CDU-Bundestagsabgeordnete bekennt sich konservativ
Die Flamme bewahren
Lion Edler

Konservativ sein heißt nicht, die Asche zu hüten, sondern die Flamme zu wahren.“ Wenn CDU-Politiker mit diesem Satz kokettieren, kann das alles oder nichts bedeuten – meist leider eher nichts.

Nadine Müller, Neuling im Bundestag und mit 26 Jahren jüngste Abgeordnete der CDU (www.nadine-mueller.eu), wäre in dieser Hinsicht auf den Zahn zu fühlen. Im Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin Der Standard offenbarte die dynamische Schlanke mit der vorwitzigen Kurzhaarfrisur jetzt mit obigem Motto ihr Faible fürs Konservative.

Doch was genau versteht sie nun darunter? „Gewisse Werte und ein Fundament und auch eine gewisse Heimatverbundenheit“, konkretisiert sie reichlich unkonkret auf Nachfrage der Wiener Kollegen. Kritiker werfen ihr indes vor, ihr Konservatismus erschöpfe sich darin, „für Grafitti-Entfernen zu sein“. Gerne jedoch läßt man sich überraschen und in den nächsten vier Jahren beweisen, daß Müllers jungkonservative Verve ihrem beruflichen Eifer in nichts nachsteht.

Denn die 1983 im saarländischen Lebach Geborene legte eine politische Blitzkarriere hin: mit 15 in der Jungen Union, wo sie bald zur Vize-Landeschefin aufsteigt, mit 21 im Saarbrücker Landtag, dort Sprecherin der Fraktion für hochschulpolitische Fragen, daneben Studium der Rechte mit Staatsexamen, wissenschaftliche Hilfskraft bei Ex-Verfassungsrichter Paul Kirchhof und eine studienbegleitende journalistische Ausbildung mit diversen Praktika.

Die kühle Blonde von der Saar steht stellvertretend für eine Generation, die sich anschickt, aus der Jungen Union in die Mutterpartei nachzuwachsen, und der Beobachter bescheinigen, erstmals seit langem wieder konservativer zu sein als die Altvorderen. Wieviel politische Substanz das hat, muß sich freilich erst erweisen. Denn wie beim „konservativ“ genannten JU-Nachwuchs führt dies auch bei Nadine Müller keineswegs zur Fronde gegen Parteimuttertier Angela Merkel, die bekanntlich peinlich darauf achtet, daß die Herde nicht das Revier der Mitte verläßt.

Doch immerhin zeigt sie keine Scheu, sich zu ihrem christlichen Glauben zu bekennen, und macht aus dessen Bedeutung für die politische Arbeit keinen Hehl. Im Interview mit dem Standard verweist sie auf eine Passage in der Präambel des Grundgesetzes: „In Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Müller findet es ,,wichtig, daß man sich das zu Beginn einer Legislaturperiode vor Augen führt. Man hat Verantwortung gegenüber den Menschen, aber unser politisches Tun entspringt ja auch oftmals aus dem Glauben.“

Mit ihren konservativen Ansichten sieht sie sich im Trend einer Generation, die zum Teil wieder verstärkt nach geistiger und moralischer Orientierung fragt: ,,Vielleicht hat gerade die Wirtschaftskrise gezeigt, daß nicht nur höher, weiter, besser wichtig ist, sondern auch der Wertebezug. Bei vielen Jugendlichen sehe ich die Tendenz, daß man sich auf Werte und Vorbilder zurückbesinnt.“

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