© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

Widerstand gegen Schulreform
Böses Erwachen
von Marcus Schmidt

Wer mit der schwarz-grünen Koalition in Hamburg hadert, weiß derzeit gar nicht, worüber er sich am meisten freuen soll: darüber, wie die Grünen sich winden, weil ihr Lieblingsprojekt Schulreform ausgerechnet an einem anderen grünen Herzensprojekt, dem Volksbegehren, zu scheitern droht? Oder doch eher über die CDU, die in Hamburg (wie auch anderswo) alte bildungspolitische Überzeugungen über Bord geworfen hat, um sich an der Macht zu halten, und sich jetzt mit dem Murren der eigenen Basis konfrontiert sieht?

Seit die CDU die Grünen in den Ländern als Koalitionspartner für sich entdeckt hat, erlebt die von ihr jahrzehntelang bekämpfte Gesamtschule einen von ihren Befürwortern kaum mehr für möglich gehaltenen Durchmarsch. Der Traum linker Bildungsideologen vom „gemeinsamen Lernen“, also der Abschied vom gegliederten Schulsystem, geht mit Hilfe der Union „endlich“ in Erfüllung.

Spätestens bei der nächsten Wahl könnte es vor allem in Hamburg für die CDU ein böses Erwachen geben. Es gehört nicht viel Phantasie dazu vorherzusagen, daß viele der traditionellen CDU-Wähler, die der Partei in den langen Jahren der Opposition die Treue gehalten haben, sich bei der nächsten Wahl nach einer konservativen Alternative umsehen werden. Das Beispiel der Schill-Partei sollte Bürgermeister Ole von Beust Warnung genug sein.

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