© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/09 20. November 2009

Spiel der Symbole
US-Teutonen
Christian Dorn

Mit der deutschen Symbolik ist es ein Kreuz, besonders wenn es das Eiserne ist. Wie schwer letzteres zuweilen wiegt, demonstrieren hierzulande einige Fußballstadien: Dort ist der Zutritt für Besucher verboten, wenn diese ein EK-Logo auf ihrer Kleidung tragen. Andererseits ist der Begriff „Blitzkrieg“ mittlerweile im amerikanischen Sprachraum zu Hause, und die Bundeswehr trägt die modifizierte EK-Form als Hoheitszeichen. Besonders deutlich wird die spielerische Vorliebe für das Teutonische in der US-amerikanischen Hardrock- und Metal-Szene. Neben den legendären Kiss, die ihren Bandnamen mit einer Doppel-Sig-Rune schreiben, zeigt sich das Phänomen germanophiler Anverwandlung auch bei der Industrial-Rock-Band Hanzel und Gretyl (JF 40/09) oder bei der aktuellen Veröffentlichung von „Victim in Pain“ (Label: Bridge 9 / Soulfood) der umstrittenen New Yorker Band Agnostic Front, die zu den ältesten Hardcore-Punk-Gruppen zählt. Mit ihrem Lied „Public Assistance“ hatten sie einst die US-Variante der Sarrazin-Klage in Szene gesetzt, was ihnen den Vorwurf einbrachte, rechtes Gedankengut zu fördern. Ihr Song „Fascist Attitudes“ von 1984 spricht freilich eine andere Sprache, wird hier doch gegen ebendieses angesungen – eine Absage an Haß und Wut: „Eure faschistischen Ansichten – brauchen wir am wenigsten“.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen