© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/09 20. November 2009

Leserbriefe

Zu: „Das Soziale wird zum Gottesersatz“ von Thorsten Hinz, JF 46/09

Ohne Anstrengung und Leistung gibt’s kein Voran

Die Rezension des Buches gab das Gefühl, nicht alleine mit meiner Wahrnehmung dazustehen. Allumfassende, auch bildungspolitische Nivellierung verhindert die Ausbildung einer intellektuellen Elite. Diese jedoch stellt die Leistungsträger der Gesellschaft bereit. Wollen die Prediger der Egalität ernsthaft ihrem eigenen Land die tragenden Säulen nehmen?

Soziale Ungleichheiten dürfen nicht aus Verbissenheit über das selbstverschuldete Verpassen der Bildungsmöglichkeiten als Diskriminierung dargestellt werden. Jeder kann sich qualifizieren. Ohne Anstrengung und Leistung kommt keiner voran. Ein Minimum an Eigenantrieb und Selbstdisziplin ist immer notwendig, um erfolgreich zu sein. Neid auf diejenigen zu hegen, denen dies gelungen ist, ist somit vollkommen unangebracht. Es liegt in der Macht des einzelnen, die eigene Situation durch Einsatz und Fleiß zu verbessern. Ein aus Trotz entspringender Destruktionstrieb gegen Wohlsituierte ist nur der Beweis für kindisches Denken. Was hat eine hoch entwickelte Gesellschaft davon, ihren Standard nach unten anzugleichen, nur um einige dreiste und laute Stimmen zufriedenzustellen?

Melanie-F. Klein, Berlin

 

 

Zur Meldung: „Polen: Steinbach fordert  ehrliche Haltung“, JF 47/09

„Mir sagt diese Fahne nichts“

Der FDP-Vorsitzende und neue Außenminister Guido Westerwelle will – wie kürzlich in Warschau den Polen versprochen – einen Sitz der BdV-Präsidentin Erika Steinbach im Stiftungsrat der Dokumentations- und Gedenkstätte „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin verhindern. Das hat nicht etwa nur parteipolitisch-wahltaktische Gründe, wie man vermuten könnte, sondern liegt in seiner Einstellung zu Deutschland begründet.

Ich erinnere mich genau: Als es 1981 anläßlich des 20. Jahrestages der Errichtung der Berliner Mauer auf Initiative der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) darum ging, eine Sternfahrt interessierter Jugendverbände und Bürgerinitiativen nach Berlin (West) mit gemeinsamem Protestmarsch über den Kurfürstendamm zu organisieren, wurde bei einem Vorbereitungstreffen in Bonn vorgeschlagen, diesem Demonstrationszug die deutsche Fahne voranzutragen. Westerwelle als FDP-Vertreter lehnte das strikt ab mit der Begründung: „Mir persönlich sagt diese Fahne nichts.“ Es gab dann doch eine schwarzrotgoldene Fahne in Berlin – ohne Westerwelle.

Dr. Reinhard Gnauck, Mainz

 

 

Zu: „Tag der Befreiung“ von Christian Vollradt, JF 47/09

Ausgerechnet Wowereit!

Es war beschämend, daß ein Mann, der die Nachfolger der SED in Berlin hoffähig gemacht hat, die Eröffnungsrede zum 20. Jahrestag der Maueröffnung halten durfte. Die heuchlerische Rede des Klaus Wowereit war ein Schlag gegen die Menschen, die unter dem System leiden mußten. Die Angehörigen der Ermordeten haben sich verächtlich abgewandt, weil sie empört darüber waren, was Wowereit so von sich gegeben hat.

Auch Walter Momper, der noch im Februar 1990 damit prahlte, daß er immer „gegen das Wiedervereinigungs-Gequatsche gewesen“ sei, spielte sich am Gedenktag so auf, als hätte er schon immer für die Wiedervereinigung gekämpft.

Egon Franke, Berlin

 

 

Zu: „Wir 89er“ von Dieter Stein, JF 46/09

Sehr gemischte Gefühle

Als Leser in Bayern im Grenzgebiet zu Österreich kann ich Ihre Freude und Euphorie über den Mauerfall und die Wiedervereinigung nur mit gemischten Gefühlen teilen. Wenn man mitbekommt, wie kleinere Firmen im Grenzgebiet ihren Sitz und ihre Konten nach Österreich verlagern, um die Firma für die Kinder vor der Erbschaftsteuer zu retten, wie hiesige Immobilienerben ihre Häuser an Investoren aus Dubai verkaufen müssen, um selbige Steuer zu bezahlen; wer sich dann noch als Tanktourist von den Politikern beschimpfen lassen muß, weil man von seinem Recht Gebrauch macht, den Sprit da zu kaufen, wo er 20 Cent billiger ist, regelmäßig seinen wohl nie wieder abgeschafften „Soli“ bezahlt, dann wünscht man sicher eher eine „Wiedervereinigung“ mit Österreich als mit den heruntergewirtschafteten neuen Bundesländern.

Dr. Joachim Pongratz, Bergen

 

 

Zu: „Chronologie der Grenzöffnung“, Sonderbeilage zum 20. Jahrestag des Mauerfalls, JF 46/09

Herleshausen in Hessen

Ich war zum Zeitpunkt der Grenzöffnungen Angehöriger des Bundesgrenzschutzes in Eschwege, und ich versichere Ihnen aufgrund persönlicher Erfahrung, daß der Grenzübergang Herleshausen a) am 9. November 1989 geöffnet war (obwohl Sie dies in Ihrer Chronik unterschlagen haben) und b) zu Hessen gehört (obwohl Sie ein Bild vom GÜG Herleshausen unter Bayern eingestellt haben).

Uwe Jung, Reichensachsen

 

 

Zu: „Obamas Scheitern“ von Günther Deschner, JF 46/09

Sicherer Weg zu seiner Abwahl

Barack Obama erinnert in vielem an den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter – auch er ein sympathischer integrer Mensch mit großen politischen Visionen. Aber eben zu zögerlich, zuwenig Rückgrat, um politische Ziele durchzusetzen. Anstatt der israelischen Regierung die Daumenschrauben anzusetzen, um einen Stopp des Siedlungsbaus zu erzwingen und etwa das alljährliche Drei-Milliarden-Dollar-Geschenk an Israel einzufrieren, wird jetzt aus Angst vor einer Kampagne der Israel-Lobby klein beigegeben. Somit wird es auch in den nächsten Jahren in Nahost nur Mord und Totschlag geben.

Obama verliert sich lieber in illusorischen Luftschlössern wie dem Traum von einer atomwaffenfreien Welt. Carter endete als Spielball ausländischer Mächte, der sich von allen auf der Nase herumtanzen ließ. Utopische Ziele ans Firmament zu malen, an denen jede reale Regierungspraxis scheitern muß, mag zwar Nobelpreise bescheren, ist aber zugleich der sicherste Weg zu Obamas Abwahl.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Erbhöfe und Vasallen“ von Paul Rosen, JF 46/09

Bundesminister 2030

Nach der Bundestagswahl 2030 stellt Bundeskanzler Acun Öztürk die neuen Minister vor: Vizekanzler Rivdan Nur ad-Din, Außenminister Can Gazal, Finanzminister Ali Demerkan, Gesundheitsminister Fadi Halil, Justizminister Jafar Yusuf, Wirtschaftsminister Mahmut Calalid sowie Minister für die deutsche Minderheit Paul Müller.

Dr. Gabriele M. Marx, Weinheim

 

 

Zu: „Mobbing in Frankfurt“ von Wolfgang Philipp, JF 46/09

Was kosten die Ausländer?

Der Artikel zeigt deutlich, welche ideologische „Untat“ sich Thilo Sarrazin geleistet hat. Man ahnt sofort den politischen Druck, der auf den Bundesbankchef Weber ausgeübt wurde. Wie kann sich ein Bundesbank-Vorstandsmitglied auch erkühnen, ein Tabuthema anzusprechen!

Die finanzielle Seite des Ausländerproblems in Berlin wurde von Sarrazin gar nicht erwähnt. Er als früherer Finanzsenator kennt sicher die Ursache für die enorme Verschuldung der Stadt. Hier müßte noch Klarheit geschaffen werden. Das aber ist natürlich erst recht tabu.

Es ist wirklich an der Zeit, die Frage zu beantworten: Was kosten den Staat die Ausländer, direkt und indirekt? Welchen Anteil haben sie am Schuldenstand des Bundes und der Länder? Darüber herrscht tiefes Schweigen – bis zum totalen Zusammenbruch.

Ernst Heinisch, Michelstadt

 

 

Zu: „Die Historie den Historikern überlassen“ von Klaus Hornung, JF 46/09

Freiheit kein Lippenbekenntnis

Es kann doch nicht damit getan sein, daß Hornung feststellt, die Alleinschuld Deutschlands sei eine Fama, die internationale Forschung habe dieses Thema längst abgehakt. Wo bleibt nun der „Sarrazin der Historiker“, der aufsteht mit der Forderung: „70 Jahre nach Kriegsbeginn, nach Öffnung vieler Archive und intensiver Forschung wird es Zeit, die Begebenheiten um den Zweiten Weltkrieg neu zu bewerten.“ Es wird keiner aufstehen, damit wäre er zum Abschuß freigegeben. Er muß unter Strafandrohung schweigen, weil er und seine Kollegen gebunden sind an die vertraglichen Bindungen, die von dem Nürnberger Prozeß, dem Deutschland- und dem Überleitungsvertrag stammen.

Man darf nicht, wie jetzt geschehen vor dem Brandenburger Tor, in Reden und Gesang die Freiheit als hohes Gut fordern, man muß dafür auch etwas tun! Die Befreiung aus diesen vertraglichen Fesseln und die damit verbundene neue Sicht der Geschichte wäre eine späte Genugtuung für die wenigen noch lebenden Zeitzeugen. Es wäre eine Erlösung auch für die heutige Generation und unsere Kinder und Enkel.

Es paßt zu obigem Thema der Vermerk in gleicher Ausgabe, wonach unsere Gerichtsbarkeit durch ein Kontrollratsgesetz vom 20. Oktober 1945 zur Einstellung eines Verfahrens gezwungen wird.

Hermann Schaer, Trier

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Fall Sarrazin“, JF 44/09

Probleme offen ansprechen

Bleibt nach all dem Wirbel zu wünschen, daß sich die ungeschminkte Meinungsfreiheit in Deutschland wieder durchsetzt und der „Fall Sarrazin“ Anstoß gibt zu einer offenen, tabufreien Diskussion. Wie sollen die Probleme mit Teilen (es sind ja nicht alle integrations- und arbeitsunwillig!) der arabischen und türkischen Bevölkerung gelöst werden, wenn man diese Probleme nicht einmal offen aussprechen darf? Ihre Kommentare zu dem Thema sind wegweisend.

Dr. Michael Kanno, Berlin

 

Was wir lernen können

Meiner Ansicht nach müßte in der konservativen Debatte um Einwanderung noch viel stärker in den Blick gerückt werden, daß die Ausländer/Einwanderer nicht viel mehr tun, als nach Lage der Dinge für sie recht und billig ist. Sie nehmen die großzügigen Unterstützungsleistungen dieses Staates wahr, während die deutsche Bevölkerung sich großteils für einen konsumistisch-hedonistisch-emanzipatorischen Lebensstil entschieden hat, in dem Kinder an sich einen Fremdkörper darstellen, da sie jahrelange Aufmerksamkeit, Zeit, Geld und Nervenkraft in Anspruch nehmen, scheinbar ohne etwas zurückzugeben.

Der Materialismus der Deutschen ist erschreckend und spricht auch in der Diskussion um die Geburtenrate Bände! Nicht, weil eine Gesellschaft ohne Kinder freudlos sein muß, nicht weil ein Volk ohne Kinder von der Weltbühne verschwinden muß, wird nach mehr Geburten gerufen, sondern vornehmlich, weil man nicht mehr übersehen kann, daß es für jetzt Erwerbstätige einmal keine Rentenbeitragszahler, für die Wirtschaft keine qualifizierten Arbeitnehmer und für den Staat keine Steuerzahler mehr geben wird.

Die Gefühllosigkeit gegenüber Kindern ist bei uns Deutschen schlimmer, als es vorderhand aussieht. Es ist ein alter Lehrsatz der Geschichte: Lerne von den Stärken deines Gegners. Wieso können Inderinnen, Araberinnen, Zigeunerinnen oder selbst Französinnen mit drei Kindern klarkommen, während sich unsere Mütter schon mit einem oder zwei schwertun, sich überfordert fühlen und nur nach Kinderkrippen rufen, wohin sie ihren nervigen Nachwuchs für einige Stunden abschieben können, um sich in die „wohlige“ Berufswelt zu stürzen?

Thomas Muschick, Heidelberg

 

 

Zu: „Von der Welt preisgegeben“ von Johannes Zang, JF 43/09

Permanenter Raketen-Terror

Der einseitige und naive Blick auf das Elend im Gaza-Streifen wird dem Problem nicht gerecht. Die Palästinenser selbst haben mit ihrem permanenten Katjuscha-Terror „um Schläge gebettelt“. Nach der Fatah- und Hamas-Doktrin sind die Juden Feinde, die es zu vertreiben und auszurotten gilt. Mit anderen Worten wird also Israel sein Existenzrecht abgesprochen. Auf dieser Basis ist ein Frieden derzeit nicht möglich. Der Gaza-Krieg war die logische Folge. Dabei hat die israelische Armee nach unabhängigen Analysten mehr als jede andere getan, um zivile Opfer zu vermeiden – und das unter schwierigsten Bedingungen. Wenn man bedenkt, wie die Palästinenser mit ihren Gegnern (auch in den eigenen Reihen) umgehen, hebt sich das wohltuend ab.

Albert Keppler, Pfullingen

 

 

Zu: „Gegen eine DDR 2.0“ von Ronald Gläser, JF 43/09

Überwachungsstaat?

Der Vergleich der Sicherheitsmaßnahmen von Luftverkehr und der Eisenbahn ist genauso intelligent wie der zwischen Weinbrand und Rembrandt. Mir ist kein Szenario bekannt, in dem ein ICE aus mehreren Kilometern Höhe über einer Großstadt zum Absturz gebracht oder gezielt in ein Kernkraftwerk gesteuert wurde.

Der immer wieder beschworene Überwachungsstaat ist eine Schimäre. Wie sonst könnten in unserem Land in dreistelliger Milliardenbehörde Steuern und Sozialabgaben hinterzogen werden, die Schwarzarbeit Rekordhöhe erreichen, noch nicht einmal 50 Prozent der Straftaten aufgedeckt werden, in Berlin seit Jahresanfang über 200 Autos ohne Fahndungserfolge abgefackelt werden, Ärzte und Fleischgroßhändler auf Teufel heraus betrügen und beim grenzüberschreitenden Warenverkehr ebenfalls in Milliardenhöhe Steuern und Abgaben hinterzogen werden?

Wer die hierfür erforderlichen Gegenmaßnahmen als DDR 2.0 bezeichnet, leidet an Realitätsverlust.

Bernd Walter, Königs Wusterhausen

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