© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/09 13. November 2009

Wahr, möglich, ausgedacht
Im magischen Quadrat: Dan Browns Freimaurer-Thriller „Das verlorene Symbol“
Thorsten Thaler

Es ist eines der rätselhaftesten Bilder der Kunstgeschichte: Albrecht Dürers „Melencolia I“, entstanden 1514. Seither haben sich Generationen von Kunstverständigen daran versucht, den Meisterstich des Nürnberger Malers und Graphikers zu entziffern. Trotz einer Vielzahl gelehrter Abhandlungen – zu erwähnen sind vor allem die Untersuchung der Kunsthistoriker Erwin Panofsky und Fritz Saxl aus dem Jahr 1923 sowie die Studien des Kulturwissenschaftlers Hartmut Böhme  von der Berliner Humboldt-Universität („Im Labyrinth der Deutungen“, 1989) und des Generaldirektors der Staatlichen Museen zu Berlin, Klaus-Peter Schuster („Dürers Denkbild“, 1991) – verschließen sich die Komplexität des Bildmotivs und seine Symbolik einer allgemein gültigen Auslegung. Es scheint, als habe der humanistisch gesonnene Renaissance-Künstler Dürer das Geheimnis vor vierhundert Jahren mit in sein Grab auf dem Johannisfriedhof zu Nürnberg genommen.

„Bis zum heutigen Tag ist es niemandem gelungen, die Botschaften, die Dürer in seinen Werken versteckt hat, vollständig zu entschlüsseln“, sagt auch Robert Langdorn, die Hauptfigur in Dan Browns neuestem Erfolgsthriller „Das verlorene Symbol“. Ähnlich wie in den Vorgängern „Angels and Demons“ (Illuminati, 2003) und „The Da Vinci Code“ (Sakrileg, 2004) geht es in Browns jüngstem Buch um eine großangelegte Verschwörungstheorie, diesmal rund um die Freimaurer und ein von ihnen angeblich seit Jahrhunderten gehütetes Geheimnis, die Alten Mysterien. Virtuos verquickt Brown Legenden mit Fakten, vermengt Wahres, Mögliches und Ausgedachtes zu einem kaum entwirrbaren Knäuel.

Nicht erfinden mußte Brown das magische Quadrat oberhalb der geflügelten Gestalt in Dürers Bild, das bei ihm eine Schlüsselrolle spielt. Es enthält in der unterste Reihe die Jahreszahl 1514. Addiert man die Zahlen horizontal, vertikal und diagonal, erhält man immer die gleiche Summe 34. Auch die vier Zahlen im Zentrum sowie in den vier Quadranten ergeben 34. Was es sonst noch – laut Dan Brown – mit Dürers magischem Quadrat auf sich hat, dazu kann nur Robert Langdorn Auskunft geben.

Dan Brown: Das verlorene Symbol. Verlag Gustav Lübbe, Bergisch-Gladbach 2009, gebunden, 765 Seiten, 26 Euro

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