© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/09 13. November 2009

WIRTSCHAFT
Das wäre dem Alten Fritz nicht passiert
Menno Aden

Friedrich der Große hatte keine einzige Kolonie, seine preußischen Methoden waren weder global noch innovativ. Er meinte, ohne Arbeit und Sparsamkeit gehe nichts. Neues sei nur mit zinsgünstigen Krediten zu schaffen, deren Rückzahlung sicher ist. Kredite gegen Verpfändung von Grundvermögen sind sicher, wenn dieses nach seiner nachhaltigen Ertragskraft bewertet wird. Schätzt man diese für eine etwa 20jährige Laufzeit auf 60 Prozent des Grundstückswertes, kann eigentlich nichts schiefgehen. Zur Refinanzierung dieser Kredite wurden Pfandbriefe (objektbezogene Teilverbriefungen dieser Verpfändungen) verkauft. Pfandbriefzinsen waren nicht üppig, die Kreditzinsen erträglich und das Geld so sicher, daß seit 1769 kein Pfandbrief seinen Wert verlor.

2003 dachte man nicht mehr preußisch, sondern global. Aus Pfandbriefanstalten entstand die Hypo Real Estate (HRE). Der Bankkaufmann weiß: Eine Bilanz muß atmen. Wer tief Luft holt, kann viel warme Luft ausatmen. Handelt es sich um „innovative“ dünne Luft, muß man noch tiefer einatmen – je dünner, desto schneller. Anfangs verdoppelte sich der Aktienkurs, 2008 ging der HRE der Atem aus. Das kostete den Staat über 100 Milliarden Euro. Vorige Woche brauchte die HRE erneut drei Milliarden Euro Steuergeld – Liquiditätsgarantien von 52 Milliarden Euro mußten bis 2010 verlängert werden. Der Alte Fritz hätte die Innovateure zum Teufel gejagt und die HRE pleite gehen lassen – auch wenn so einige Privatbanken Blessuren erlitten hätten. Er warf kein gutes Geld schlechtem hinterher. Eine neue Deutsche Pfandbriefanstalt hätte er gegründet, mit dem schlichten Auftrag der Staatsfinanzierung. Von Spekulationsgeschäften sollte der Staat angesichts der Landesbanken-Skandale die Finger lassen.

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