© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/09 06. November 2009

„Nicht alle Grenzen bleiben“
(JF)

Er ist unbestritten einer der wichtigsten Bild-chronisten der innerdeutschen Grenze: Jürgen Ritter, geboren 1949, verfügt über ein Archiv mit etwa 40.000 Motiven, die sich um Stacheldraht und Betonmauer, Wachtürme und Kolonnenwege drehen.

Was er an Details über den Schrecken des vermeintlichen „Antifaschistischen Schutzwalls“ zutage förderte, blieb auch den DDR-Machthabern nicht verborgen, die Ritter als Feindobjekt auf ihre „Schwarze Liste“ setzten. Mindestens drei Informelle Mitarbeiter (IM) der Stasi waren auf ihn angesetzt; alles Bundesbürger wohlbemerkt, darunter auch ein Journalisten-Kollege.

1986 kam es in Hamburg zu einem unwürdigen Streit um seine Ausstellung „Deutsch-deutsche Realität (D.D.R.)“, deren Objekte so gar nicht zum offiziellen Entspannungskurs gegenüber dem kommunistischen Regime passen wollten. Ritters aktuelle Ausstellung „Die Grenze. Fotodokumente damals und heute“ wird vom 9. bis 13. November im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt. Sein Fotoband „Die Grenze“, den er gemeinsam mit Peter Joachim Lapp veröffentlicht hat, liegt mittlerweile in siebter Auflage vor.

Ein besonderes Herzensanliegen ist dem in Uelzen lebenden Fotografen heute, daß nicht in Vergessenheit gerät, was Mauer und Stacheldraht, Selbstschußanlagen und Schießbefehl einst bedeuteten: „Es ist doch furchtbar, wenn gerade viele jüngere Menschen davon überhaupt keine Ahnung haben“, bedauert Ritter die Tendenzen zum Verdrängen und Verharmlosen der DDR.

Um den Wandel innerhalb der zwanzig Jahre seit dem Fall der Mauer und der innerdeutschen Grenze zu veranschaulichen, zieht es den Fotografen immer wieder an die alten Schauplätze. Einige dieser Motive, bei denen sich Vergangenheit und Gegenwart gegenüberstehen, illustrieren diese Beilage.

www.grenzbilder.de

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