© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/09 06. November 2009

Meldungen

Kritik an NS-Vergleich von Kardinal Meisner

KÖLN. Als „Propaganda der übleren Sorte“ hat die Giordano-Bruno-Stiftung die Allerheiligen-Predigt des Kölner Kardinal Joachim Meisner kritisiert. Der Kardinal habe die Positionen religionskritischer Wissenschaftler völlig entstellt und darüber hinaus „kolossale Geschichtsverfälschung“ betrieben, sagte der Vorstandssprecher der religionskritischen Stiftung, Michael Schmidt-Salomo. Meisner (75) hatte in seiner Predigt vor „ideologisierten Biophysikern, Hirnforschern und Evolutionisten“ gewarnt, die den Menschen weismachen, „daß es keinen Gott gibt und deswegen auch nicht Wahrheit oder Lüge, Gut oder Böse“. Das „System des Nationalsozialismus und des Kommunismus“ habe gezeigt, wohin das führe: „an den Rand des Abgrunds, in letzter Konsequenz zur Abschaffung des Menschen. Dafür stehen die KZs und Gulags“, predigte Meisner. Und weiter: „Ähnlich wie einst die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen primär nur den Träger des Erbgutes seiner Rasse sahen, definiert auch der Vorreiter der neuen Gottlosen, der Engländer Richard Dawkins, den Menschen als ‘Verpackung der allein wichtigen Gene’, deren Erhaltung der vorrangige Zweck unseres Daseins sei.“ Der Kölner Stammzellenforscher Jürgen Hescheler warf dem Kardinal vor, die Gräben zwischen Wissenschaft und Theologie zu vertiefen.

 

Suhrkamp-Chefin verteidigt Archiv-Verkauf

FRANKFURT/MAIN. Der Suhrkamp-Verlag hat den Verkauf seiner millionenteuren Archive an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach als Investition in die Zukunft verteidigt. „Kein Privatunternehmen kann ein derartiges Archiv aus eigener Kraft angemessen betreuen“, sagte die Suhrkamp-Verlegerin und Witwe des 2002 gestorbenen Verlagschefs Siegfried Unseld, Ulla Unseld-Berkéwicz, in einem Interview mit dem Spiegel. Am Freitag zuvor war bekanntgeworden, daß die Suhrkamp-Archive mit Manuskripten und Korrespondenzen berühmter Autoren wie Martin Walser, Hermann Hesse, Bertolt Brecht oder Ricarda Huch an das Deutsche Literaturarchiv gehen. Noch in diesem Jahr sollen die Archive der zur Gruppe gehörenden Verlage Suhrkamp und Insel nach Marbach gebracht werden. Die Frankfurter Goethe-Universität, die bisher die Archive verwaltete, nun aber mit einem Übernahmeangebot scheiterte, die Stadt und das Land Hessen bedauerten die Entscheidung. Mit dem Suhrkamp-Archiv gehe Frankfurt ein „großer intellektueller und kultureller Schatz“ verloren, sagte Universitäts-Präsident Werner Müller-Esterl laut einer Mitteilung.

 

Foto-Ausstellung zur deutschen Einheit

LEUNA. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wird am 9. November eine Fotoausstellung mit Bildern des Fotografen Helmut R. Schulze in Leuna eröffnet. Der Fotojournalist habe von 1980 bis 1994 Staatsmänner wie Richard von Weizsäcker, Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher nach Washington, Moskau und Berlin begleitet, teilte das Kulturhaus Leuna mit. Anhand der dabei entstandenen Fotos werde in der Ausstellung der Weg zur deutschen Einheit nachgezeichnet. Die Ausstellung läuft bis zum 15. Januar 2010 und ist dienstags bis freitags für Besucher geöffnet. Ebenfalls ab dem 9. November ist die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur präsentierte Plakat-Ausstellung „20 Jahre friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ im Rittersaal von Schloß Eschwege wochentags von 9 bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

Sprach-Pranger

„Rotationseuropäer“

Laut FAZ vom 2. November bei Beamten von Polizei und Ordnungsamt in Frankfurt am Main ein anderer Begriff für „Zigeuner“

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