© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/09 30. Oktober 2009

Frisch gepresst

Islam und Völkerrecht. Der Essay von Isam Kamel Salem über „Islam und Völkerrecht“ (Das Völkerrecht in der islamischen Weltanschauung. Kai Homilius Verlag, Berlin 2009, gebunden, 267 Seiten, 19,90 Euro) ist laut Verlagswerbung bemüht, „den“ Islam wahrzunehmen, ohne ihn mit „Fanatismus, Gewalt und Terror“ zu identifizieren. So löblich das Ansinnen ist, muß doch bezweifelt werden, ob ein tendenziell fundamentalistischer Autor, dessen Werk 25 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung erneut auf dem deutschen Markt erscheint, dafür der geeignete Anwalt ist. Im Endeffekt kommt es bei diesem Thema auf die Person und ihre religiösen Präferenzen aber gar nicht an. Denn man mag die kulturelle Leistung islamischer Rechtsgelehrter noch so sehr in den Vordergrund schieben und ihren Anteil am „modernen“ internationalen Recht vehement behaupten: An der grundlegenden Einsicht, daß mit Mohammeds Heilslehre kein völkerrechtlich reguliertes Pluriversum der Weltanschauungen, Religionen und Kulturen zu machen ist, führt kein Weg vorbei. Unhintergehbar ist das Axiom, das die Welt in ein islamisches Territorium und ein „Territorium des Krieges“ teilt und von der Errichtung einer durch den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen herbei zu massakrierenden Weltordnung auf der Grundlage der Scharia träumt. „Friedliche Koexistenz“, die Salem als möglich anpreist, ohne den fatalen Beigeschmack zu beachten, der dieser Floskel in einer anderen, der kommunistischen Heilslehre, anhaftete, ist immer nur zwischen zwei Vorstößen gegen das „Territorium des Krieges“ denkbar, als Waffenstillstandsperiode. Am universalistischen Furor und dem Endziel des Gottesstaates ändern die juristischen Legitimationsblasen gar nichts.

 

Bildungsirrwege. Welchen Stellenwert die Bildungspolitik für die Union hat, dokumentieren die jüngsten Koalitionsverträge in den Bundesländern, wo dieses Ressort gern gegenüber den linken Bildungsmodellen als Verhandlungsmasse geopfert wurde und damit nun endgültig der Weg zur deutschlandweiten rot-grünen Pädagogik beschritten wird. Gegen diese „Zivilreligion der Gleichmacherei“ zieht Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes,  in seiner aktuellen Streitschrift zu Felde. Über Gesamtschulen, Abiturientenquoten, „empirische und bildungsökonomische Tsunami-Wellen“ der OECD wie Iglu- oder Pisa-Studien, reformpädagogische Unterrichtsformen bis hin zum „Bologna“-Umbau der deutschen Universitäten beackert Kraus den Komplex faktenreich und pointiert. Die vielen Mißstände summierend, ist man versucht, seine provokante Frage „Ist die Bildung noch zu retten?“ (Eine Streitschrift. Herbig Verlag, München 2009, gebunden, 223 Seiten, 16,96 Euro) mit einem klaren „Nein“ zu beantworten.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen