© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/09 30. Oktober 2009

Muezzin-Rufe in Deutschland
Völlige Indifferenz
von Fabian Schmidt-Ahmad

Kirchenglocken – einst galten sie im christlichen Europa als Zeichen menschlicher Kultur. Wo ihr Klang ertönte, da wußte man sich selbst in der Wildnis einer höheren Gemeinschaft verbunden. Aber mehr als das waren sie auch Ausdruck von Selbstbewußtsein und Freiheitsliebe. Als das Osmanische Reich bei einem seiner vielen Eroberungsversuche Europas 1456 eine empfindliche Niederlage erlitt, verfügte Papst Kalixt III., daß zum ewigen Gedächtnis künftig alle Kirchenglocken zur Mittagszeit geläutet werden sollen. Diese Erinnerung ist heute am Verdämmern. Während in Großbritannien muslimische Einwanderer bereits erfolgreich gegen „Lärmbelästigung“ durch benachbarte Kirchen klagen, ertönt zunehmend ein anderer Ruf.

„Allahu Akbar“ – lange Zeit haben Europäer unter diesem Ruf eine Kriegserklärung an das eigene, kulturelle Dasein verstanden. Einen letzten Rest dieses Bewußtseins hat sich die Schweiz bewahrt, wo das Volk darüber entscheiden wird, ob der Bau von Minaretten erlaubt sein soll oder nicht. Hierzulande übt man sich dagegen in allgemeiner Weltumarmungsglückseligkeit, die jeden Muezzin-Ruf als weiteren Schritt völliger Indifferenz herbeisehnt. Womit man aber wohl eher nur die Bevölkerung an die Rufe künftiger Machthaber gewöhnt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen