23.10.09 / Meldungen

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Kirchenaustritte nehmen drastisch zu

STUTTGART. Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. Den beiden großen Kirchen kehrten zusammen 290.056 Bürger den Rücken. Das waren 29,5 Prozent mehr als 2007. Aus den 22 evangelischen Landeskirchen traten im vergangenen Jahr 168.901 Personen aus, was einem Zuwachs von 29,6 Prozent entspricht. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Bei der katholischen Kirche erhöhten sich die Austritte um 29,3 Prozent auf 121.155. Besonders hoch sind die Anstiege auf evangelischer Seite vor allem im Westen Deutschlands. Die prozentual größten Steigerungen verzeichneten die Landeskirchen Pfalz (41,2 Prozent) und Anhalt (40,4 Prozent). Über dem Durchschnitt lag auch die größte Landeskirche, die hannoversche, mit einem Plus von 29,6 Prozent. Nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack hängt der Mitgliederschwund der Kirchen unter anderem mit der Wirtschaftskrise zusammen. „Die Ersparnis der Kirchensteuer ist ein wesentliches Motiv für Kirchenaustritte, wie viele Befragungen zeigen“, fand der Wissenschaftler bei einer langfristigen Studie heraus. Die Austrittsraten stiegen immer dann an, wenn die Finanzbelastung wachse. Das lasse sich für die vergangenen 50 Jahre nachweisen, etwa beim Solidaritätszuschlag 1992 oder beim Konjunkturzuschlag Anfang der siebziger Jahre.

„Ehrenmord“-Roman nun doch veröffentlicht

LEER. Der aus Angst vor Übergriffen radikaler Muslime zunächst nicht veröffentlichte Roman „Wem Ehre gebührt“ der Bochumer Autorin Gabriele Brinkmann (51) ist nun doch erschienen. Nachdem der Düsseldorfer Droste-Verlag den Krimi aus seinem Programm nahm (JF 42/09), präsentierte der Leda-Verlag in Leer das Werk vergangenen Freitag auf der Buchmesse in Frankfurt am Main. Hauptfigur in dem Roman ist die Kriminalkommissarin Thea Zinck, die in einem sogenannten „Ehrenmord“ ermittelt. Sie äußert darin unter anderem: „Schiebt euch euren Koran doch in den …“ Verleger Felix Droste sah im Fall einer Veröffentlichung „die Sicherheit seiner Familie und die seiner Mitarbeiter gefährdet“. Die Entscheidung des Droste-Verlags hatte eine bundesweite Debatte über die Freiheit der Kunst ausgelöst. Nach den Schlagzeilen sei es für die Verleger Heike und Peter Gerdes nach der Lektüre des Manuskripts überhaupt keine Frage, das Buch zu drucken, heißt es in einer Mitteilung der Autorin. Gegenüber der Nachrichtenagentur idea sagte Verlegerin Gerdes: „Der Roman ist kritisch und dürfte manchen provozieren, natürlich, aber er differenziert auch. Er greift nicht ‘die Türken’ oder ‘den Islam’ an, sondern nur die Auswüchse einer frauenfeindlichen Einstellung, die sich auf Tradition und Religion beruft, um Männern die Macht zu erhalten.“ Der Roman erscheint unter dem Autorennamen W. W. Domsky, den Brinkmann als Pseudonym verwendet.

Auszeichnung

Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler (58) erhält an diesem Freitag den mit 20.000 dotierten Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Münkler (JF-Porträt 21/09) ist Professor an der Berliner Humboldt-Universität. Zuletzt veröffentlichte er in diesem Jahr das Buch „Die Deutschen und ihre Mythen“.

Sprach-Pranger

„Sport in school is cool“

Bundesweite Werbeaktion des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSVL) für den Schulport