© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/09 23. Oktober 2009

Meldungen

Kirche und Lega Nord gegen Islam-Unterricht

ROM. Der Vorschlag von Vize-Industrieminister Adolfo Urso, wegen der zunehmenden Zahl von muslimischen Schülern islamischen Religionsunterricht an Italiens Schulen zu ermöglichen, ist beim Koalitionspartner Lega Nord und der Kirche auf Protest gestoßen. „In Italien gibt es keine multikulturelle Gesellschaft, die Mehrheit der Italiener sind Katholiken. Auch moslemische Schüler sollten an dem katholischen Unterricht teilnehmen, damit sie unsere Wurzeln kennenlernen können“, forderte Agrarminister Luca Zaia von der Lega. „Die katholische Religionsstunde in den Schulen ist notwendig, weil der Katholizismus Teil der italienischen Geschichte und Kultur ist“, erklärte der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco. „Für ein besseres Verständnis unserer Kultur und ein bewußtes Zusammenleben sind Kenntnisse der katholischen Religion in der Schule wichtig. Der katholische Religionsunterricht ist kein Katechismus, sondern ein kulturelles Lehrfach.“ Der Präsident der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, unterstützte hingegen den Urso-Vorschlag, „weil er im nationalen Interesse für sozialen Zusammenhalt im multikulturellen Italien sorgen könnte“. Fini und Urso waren bis 2008 Mitglied der postfaschistischen Alleanza Nazionale (AN) und gehören seither Silvio Berlusconis PdL an.

 

Lissabon-Vertrag doch nicht mehr zu stoppen?

PRAG. Der tschechische Senator Jiří Oberfalzer, der zum zweiten Mal gegen den Lissabon-Vertrag geklagt hat, rechnet nicht mehr damit, das abgewandelte EU-Verfassungsprojekt stoppen zu können. Er würde deshalb auch „einen weitreichenden Schutz der tschechischen Souveränität akzeptieren – in dem Ausmaß, wie es das deutsche Verfassungsgericht dem deutschen Verfassungssystem garantiert hat“, erklärte der rechtsliberale ODS-Senator im Wiener Profil. In Europa würden nur Meinungen akzeptiert, die Brüssel zustimmen: „Deshalb habe ich massive Zweifel am Charakter der europäischen Demokratie.“ Präsident Václav Klaus hat angekündigt, den EU-Vertrag zu unterschreiben, wenn das Verfassungsgericht in Brünn (Brno) zugestimmt hat.

 

Scharfer Ton zwischen der Türkei und Israel

ANKARA. Nach der Absage eines gemeinsamen Militärmanövers verschärft sich der Ton zwischen der Türkei und Israel. Ankara behalte sich das Recht vor, „Fehler“ der israelischen Regierung anzuprangern, erklärte Präsident Abdullah Gül am Sonntag im TV-Sender TRT. Die Türkei übe „mutige Kritik“ am israelischen Umgang mit den Palästinensern. Für Empörung hatte in Israel kürzlich die türkische Fernsehserie „Ayrılık“ gesorgt, in der israelische Soldaten brutal gegen palästinensische Zivilisten und sogar Kinder vorgehen. In Israel wurden indes Boykottaufrufe gegen türkische Produkte wie Kaffee und Urlaubsreiseziele gestartet (siehe auch den Kommentar auf Seite 2).

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen