© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Frisch gepresst

Gaza-Krieg. Die Aktionen des israelischen Militärs während des Gaza-Krieges zum Jahreswechsel 2008/2009 seien „auf Kriegsverbrechen und in mancher Beziehung vielleicht auch auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ hinausgelaufen, das konstatierte im September der Bericht der Goldstone-Kommission, die im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats die damaligen Kriegsereignisse untersuchte. Obwohl darin auch die palästinensischen Terrorattacken auf Israel scharf verurteilt werden, erntete der Südafrikaner Richard Goldstone dennoch heftige Kritik aus Israel und den USA. Einseitigkeit dürfte wohl der erträglichste Vorwurf sein, der Andrea Riccis Buch „Gaza – Die Kriegsverbrechen Israels“ (Kai Homilius Verlag 2009, broschiert, 101 Seiten, 7,50 Euro) treffen wird, denn der laut Verlagsangaben in Beirut lebende Autor stellt seine Fragen offen aus der palästinensischen Perspektive: In dem 22tägigen Krieg seien „1.434 Palästinenser getötet worden, darunter 288 Kinder“ – „doch welche Schicksale verbergen sich hinter diesen Zahlen?“ Ricci fragt nach der Verantwortung für die „grausamen Kriegsverbrechen“ und nach dem ausbleibenden Protest westlicher Regierungen und auch der meisten Medien. Eine Antwort auf die letzte Frage findet sich im Kapitel 6 unter dem Stichwort „Israel-Lobby“. Und Riccis Fazit ist ebenfalls eindeutig: „Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.“

 

 Terroristen. Für Peter Scholl-Latour ist al-Qaida „eher ein Mythos, den die Amerikaner hochgespielt haben, der im Irak und der gesamten arabischen Welt aber keine so große Rolle spielt“. Andere gehen noch weiter und behaupten, das „Terrornetzwerk“ sei eine Schöpfung der Neocons in den US-Geheimdiensten, um einen „Regime Change“ in muslimischen Ländern und um Freiheitseinschränkungen daheim zu rechtfertigen. Den ZDF-Journalisten Elmar Theveßen ärgern solche „Verschwörungstheorien“. Für den 42jährigen früheren Washington-Korrespondenten, der die arabisch-muslimische Welt im Gegensatz zu Scholl-Latour hauptsächlich vom Hörensagen kennt, ist al-Qaida höchst real (Al-Qaida. Wissen, was stimmt. Herder-Verlag 2009, broschiert, 128 Seiten, 8,95 Euro): „Allerdings wußte die CIA offenbar schon früh um die Bedrohung“, konstatiert Theveßen. Auch in den folgenden Kapiteln offenbart er wenig Überraschendes oder nicht schon tausendmal Gesagtes. Theveßen kritisiert den Irakkrieg und warnt vor der Terrorgefahr in Deutschland – der Afghanistan-Krieg ist ihm aber kein Kapitel wert. Seine 2004 erschienene „Bush-Bilanz. Wie der US-Präsident sein Land und die Welt betrogen hat“ war dagegen weit mutiger und informativer.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen