© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/09 16. Oktober 2009
Blick in die Medien Jeder weiß, daß sich Bild und Co. die Fakten zurechtdrehen, aber das hier hat sogar mich überrascht: Unsere Hertha spielt auf dem letzten Tabellenplatz. Deswegen wurde Trainer Lucien Favre gefeuert. Zum Abschied lud er überraschenderweise zu einer Pressekonferenz ins noble Hotel Adlon am Pariser Platz. Natürlich dachte ich an den legendären Giovanni-Trapattoni-Auftritt (Isch habe fertig): Würde Favre auch so lospoltern gegen die Spieler oder das Management? Da gehst du mal hin, dachte ich mir. Gesagt, getan. Der Eklat blieb jedoch aus. Lucien Favre sprach ebenso sachlich über eigene Fehler wie über die guten Zukunftsaussichten des Vereins. Schade, dachte ich, keine Pöbel-Pressekonferenz. Ich hatte die Rechnung ohne die Boulevardpresse gemacht. Die überbot sich in den darauffolgenden Tagen mit Titelgeschichten über den verrückt gewordenen Ex-Coach: Favre pöbelt in einer Wutrede, schrieb Springers B.Z. Der Berliner Kurier will einen bizarren Auftritt eines Verstörten mit einem Koffer voller Zeitbomben erlebt haben. Wenns nicht paßt, wirds eben passend gemacht. |