© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Meldungen

Afghanistan: Führung an die Türkei abgeben

HAMBURG. Die Debatte über die Erfolgsaussichten der internationalen Streitmacht in Afghanistan ist in den USA sichtlich von Panik gekennzeichnet. Da dürfte man auf „gute Ratschläge“ ausgerechnet der durch militärische Beißhemmungen im Pentagon unangenehm aufgefallenen Deutschen geradezu phobisch reagieren. Trotzdem setzt der pensionierte Bundeswehr-Oberstleutnant Ulrich Stahnke zu einer Fundamentalkritik des bisherigen Hindukusch-Engagements an (Europäische Sicherheit, 7/09). Die Einschätzung der US-Generalität an Ort und Stelle teilend, prognostiziert Stahnke ein Desaster, sofern weiter stur auf den Waffeneinsatz vertraut werde. Statt dessen solle man den „islamischen Faktor“ im Einsatzgebiet stärker beachten. Man müsse sich dazu bekennen, daß man das Land in eine „säkulare Demokratie“ verwandeln wolle. Dafür könnten zunächst „moderate“ islamische Kräfte eingespannt werden. Dies ließe sich nur mit einer erheblichen Aufstockung der „Interkulturellen Einsatzberater“ voranbringen. Weit wichtiger aber sei, dem Nato-Mitglied Türkei die Federführung bei diesem Prozeß des Bewußtseinswandels und der „Charakterwäsche“ anzuvertrauen. Unter solchen Auspizien sollte dann auch endlich der islamistische Fundamentalist abgelöst werden, der das Informationsministerium der Karsai-Regierung führt, denn „Krieg im 21. Jahrhundert wird auch in den Medien entschieden“.

 

Habsburgs Argonauten:k. u. k. U-Boot-Flotte

KIEL. „Reitende Gebirgsmarine zu Fuß“! Mehr als dieses Witzwort dürfte heute kaum jemandem einfallen, wenn von Österreichs Seemacht die Rede ist. Das liegt schließlich tatsächlich lange zurück, und im Vergleich zu England, USA, Japan und Deutschland war es damit auch nicht weit her. Immerhin: Über mehr als eine „Gebirgsmarine“ hat das Habsburgerreich bis 1918 schon verfügt. Dabei ist zu bedenken, daß die k. u. k. Monarchie irgendwo südlich von Dubrovnik (Ragusa), Kroatiens heutiger Südgrenze, endete, und sie also über ein stattliches Teil Adriaküste mit halbwegs ansehnlichen Marinebasen gebot. Dies ruft das jüngste Heft von Schiffe – Menschen – Schicksale (189/2009, 48 Seiten, Großformat, 4,90 Euro) über „Die k. u. k. U-Bootflotte“ mit vielen eindrücklichen, zeithistorisch aufschlußreichen Abbildungen in Erinnerung. Besonders auffallend ist, daß sich die tatendurstigen Unterwasser-Argonauten Seiner Apostolischen Majestät aus allen Völkern und Winkeln des Reiches rekrutierten – insoweit wahrhaft ein Spiegelbild der, wie die Herausgeber bemerken, „einzigen halbwegs funktionierenden multikulturellen Gesellschaft“ Europas.

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