© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Meldungen

Wiedervereinigung von Kosovo und Albanien?

TIRANA. Zwischen der Republik Albanien und der früheren serbischen Provinz Kosovo könnte sich eine Wiedervereinigung zu Großalbanien anbahnen. „Unsere Nation ist ein und dieselbe und untrennbar in ihrem Geist und ihrer Identität“, erklärte der albanische Premier Sali Ram Berisha vorige Woche bei einem Besuch in der kosovarischen Hauptstadt Prischtina (Prishtinë). „Niemand hat jemals von zwei unterschiedlichen albanischen Nationen gehört oder von zwei serbischen Nationen oder kroatischen“, meinte der 64jährige. „Es ist kein Geheimnis, daß wir einfach brüderliche Beziehungen haben“, erläutete Berishas kosovarischer Amtskollege Hashim Thaçi. Aber niemand müsse sich von den immer engeren Beziehungen bedroht fühlen, so Thaçi. Allerdings werde eine Wiedervereinigung nur innerhalb der EU stattfinden, schränkte Berisha ein. Albanien ist bereits Nato-Mitglied, beide Länder streben eine EU-Mitgliedschaft an. Das albanische Kosovo sowie albanisch bewohnte Teile Mazedoniens wurden 1941 mit dem Königreich Albanien vereint. Nach 1945 wurde Albanien kommunistische Volksrepublik, das Kosovo verblieb bei Jugoslawien. Im Februar 2008 proklamierte das Kosovo-Parlament die Unabhängigkeit von Serbien.

 

EU gegen Auflösung von Bosnien-Herzegowina

Sarajevo. Die EU will einen Zerfall des multiethnischen Kunststaats Bosnien-Herzegowina weiterhin mit allen Mitteln verhindern. „Die internationale Gemeinschaft wird sich nicht mehr beirren lassen“, erklärte der Hohe Repräsentant und EU-Sonderbeauftragte für Bosnien, der österreichische Diplomat Valentin Inzko, im Spiegel. Der frühere US-Botschafter und Balkan-Experte William Montgomery hatte zuvor den Zerfall der früheren jugoslawischen Teilrepublik prognostiziert und eine Aufteilung des Landes nach völkischen Kriterien (Serben, Bosnier, Kroaten) vorgeschlagen. Die drei Teile sollten das Recht erhalten, sich vom Zentralstaat loszusagen. „Ich protestiere gegen die Unverantwortlichkeit eines so hohen Diplomaten“, meinte Inzko.

 

Doch kein Vollbeitritt der Türkei zur EU?

ANKARA. Der türkische Präsident Abdullah Gül hat angesichts der ablehnenden Haltung gegen sein Land in Europa einen Verzicht auf einen vollen EU-Beitritt nicht mehr ausgeschlossen. Wenn die für eine Mitgliedschaft nötigen Reformen verwirklicht seien, werde die Türkei ein völlig anderes Land sein als heute, und „vielleicht wird diese Türkei dann die Zweifel der Franzosen und anderer überwinden“, erklärte Gül im Pariser Le Figaro. „Oder die Türken wollen vielleicht Europa nicht mehr; vielleicht ziehen sie den von Norwegen gewählten Weg vor“, so Gül.

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