© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/09 02. Oktober 2009

Meldungen

Ifo: Aktionäre und nicht den Staat haften lassen

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hält angesichts notwendiger Regulierungen für den Finanzmarkt die Frage der Millionen-Bonuszahlungen an Manager für ein Ablenkungsmanöver. „Die Boni-Diskussion verdeckt das wahre Problem. Das liegt wegen der massiven Gefahren für Dritte nicht bei der Manager-Entlohnung, sondern bei der Entlohnung der Aktionäre, also dem Prinzip des Shareholder-Value“, erklärte der Chef des Ifo-Instituts in der Süddeutschen Zeitung. Man verwechsele „die Strippenzieher mit den Marionetten“, meinte Sinn. „Es sind die Aktionäre, die, angestachelt von den Analysten, die Fäden ziehen. Die Aktionäre gestalten die Anreiz- oder Bonussysteme für die Manager so, daß diese die riskanten Geschäftsmodelle verfolgen, denn nur so lassen sich Renditen von 25 Prozent auf das Eigenkapital erzielen.“ Notwendig sei die Rückkehr zum Prinzip der Haftung: „Vor allem die Aktionäre der Banken müßten im Katastrophenfall stärker zur Rechenschaft gezogen werden. Bislang profitieren sie von den Gewinnen voll, haften bei Verlusten aber nur zum kleinen Teil, nämlich maximal mit dem wenigen Eigenkapital, das in der Bank steckt. Für den Rest springt der Staat ein“, kritisierte der Ifo-Chef. Das Eigenkapital der Banken müsse erhöht werden: „Bricht ein Institut zusammen, gibt es für Eigentümer mehr zu verlieren. Die Aktionäre werden daher auf eine nachhaltigere Geschäftspolitik drängen.“

 

Tobin-Steuer verhindert neue Finanzkrisen nicht

Cambridge. Der US-Ökonom Dani Rodrik hält die Einführung einer Tobin-Steuer für kein Allheilmittel, um künftige Finanzkrisen zu verhindern. „Man stelle sich etwa einen Satz von 0,25 Prozent auf alle grenzüberschreitenden Finanzgeschäfte vor. Dies wäre das sofortige Ende des Intraday-Handels, bei dem es um erheblich kleinere Margen als diese 0,25 Prozent geht, sowie von langfristigeren Geschäften, die darauf ausgelegt sind, winzige Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten auszunutzen“, schrieb der Harvard-Professor in der Financial Times Deutschland. Längerfristige Fehlausrichtungen auf den Finanzmärkten würden durch eine Tobin-Steuer aber keineswegs verhindert. Weder das Ungleichgewicht im Handel zwischen den USA und China noch die Überschwemmung der Märkte mit toxischen US-Finanzinstrumenten wäre so vermieden worden. Eine Tobin-Steuer würde Regierungen auch „nicht von einer durch externe Kredite finanzierten, nicht nachhaltigen Geld- und Fiskalpolitik abhalten“, warnte Rodrik.

 

Umweltprobleme durch RFID-Masseneinsatz?

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat vor den Folgen des massenhaften Einsatzes von Radio-Frequency-Identifikationsetiketten (RFID) als Ersatz für die bislang gebräuchlichen Strichcodes gewarnt. Derzeit würden deutschlandweit zwar lediglich 86 Millionen RFID-Tags in Anwendung gebracht, aber ein für das UBA erarbeitetes Szenario gehe von einem Anstieg auf über 23 Milliarden Tags im Jahr 2020 aus. „Damit erhöhen sich die Einträge von Kupfer, Aluminium und Silber in die Recyclingprozesse von rund 7 Tonnen (2007) auf 770 Tonnen erheblich. Zusätzlich erfolgt ein erhöhter Eintrag von Silizium“, prognostizierte das UBA.

 

Zahl der Woche

Auf 27 Milliarden Euro sind die deutschen Ausfuhren in die USA im ersten Halbjahr 2009 zurückgegangen – das waren 26,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die USA blieben mit einem Anteil von 6,9 Prozent – nach Frankreich und den Niederlanden – drittwichtigster Exportpartner. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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