© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/09 25. September 2009

Frisch gepresst

Hielscher. Über den Freund Ernst Jüngers und kurzzeitigen „Nationalrevolutionär“ Friedrich Hielscher (1902–1990) sind in den letzten Jahren zwei Monographien, eine Briefedition und ein paar Aufsätze erschienen. Als Wiederentdeckung oder gar als Startsignal für eine kontinuierliche Hielscher-Forschung kann man diese Produktion trotzdem nicht auffassen. Der gelernte Jurist zählte zu den Kohorten von Sinnsuchern und Heilsstiftern, deren Auftreten und partielle Erfolge durch den beginnenden Zerfall des christlichen Glaubens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedingt waren. Der Weg ins Sektiererische war damit regelmäßig vorgezeichnet – so auch bei Hielscher. Er gründete 1933 eine Unabhängige Freikirche (UFK), die niemals mehr als 100 Anhänger gewann und am Ende von Hielschers langem Leben praktisch nur noch aus ihm und seiner Frau bestand. Mit einem kundigen Vorwort des Hielscher-Biographen Peter Bahn (JF 6/06) versehen, stehen nun aus dem Nachlaß die „Leitbriefe“, das ideologische Fundament der UFK von 1956/57, denen bequem zur Verfügung, die sich für diese Parzelle im deutschen Weltanschauungsbiotop interessieren (Die Leitbriefe der Unabhängigen Freikirche. Telesma-Verlag, Schwielowsee 2009, broschiert, 105 Seiten, 19,95 Euro).   

Rommel. Für einen hochrangigen Uniformträger der Wehrmacht kommt Erwin Rommel in dem Sammelband, der zur Stuttgarter Ausstellung „Mythos Rommel“ erschienen ist, erstaunlich gut weg. Nur der langjährige MGFA-Mitarbeiter Jürgen Förster kann nicht aus seiner Haut und will wieder einmal festgenietet wissen, daß die Wehrmacht „Teil des NS-Staates“ gewesen sei. Die übrigen Beiträger sind dagegen ideologisch erfreulich unambitioniert. Sie liefern statt dessen eine Reihe gründlicher militärhistorischer Studien, die sich Rommels Einsatz im Ersten Weltkrieg zuwenden, natürlich den „Kriegsschauplatz Nordafrika“ in den Mittelpunkt rücken, sich leider nur kurz zum Kampf an der Invasionsfront 1944 einlassen, aber auch die propagandistische „Aufbereitung“ des „Wüstenfuchses“ in der Deutschen Wochenschau thematisieren. Gut begründet ordnet Maurice Philip Remy den Feldmarschall dem militärischen Widerstand gegen das NS-Regime zu. Spätestens am 9. Juli 1944 habe Rommel sich auf die Seite der Verschwörer um Stauffenberg geschlagen und hätte für einen Sonderfrieden mit den Westalliierten bereitgestanden. Im Zwielicht bleibt leider immer noch die Rolle seines Stabschefs Hans Speidel, der Rommel nach 1945 zum „Nationalheros“ machen wollte (Erwin Rommel. Geschichte und Mythos, herausgegeben vom Haus der Geschichte Baden Württemberg. G. Braun Verlag, Karlsruhe 2009, 270 Seiten, Abbildungen, 14,90 Euro).

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