© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/09 25. September 2009

Frisch gepresst

Muttersprache. Als die CDU gegen den Willen von Angela Merkel die deutsche Sprache im Grundgesetz verankern wollte, witterte die SPD-Politikerin Gesine Schwan bei der CDU „die Fortsetzung einer aversiven Politik gegen Einwanderer“. Nicht zum ersten Mal war erkennbar, daß vermintes Terrain betritt, wer Sprache pflegen will. Gerd Schrammen nimmt darauf keine Rücksicht. Der Zweite Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache (VDS) setzt sich in seinem aktuellen Buch „Ich spreche gern Deutsch. Über die mißhandelte Muttersprache“ (IFB Verlag, Paderborn 2009, broschiert, 281 Seiten, 14,20 Euro) gnadenlos mit sprachlicher ,,Verhunzung“ auseinander. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei seine Kritik an der immer noch anhaltenden Flut von Anglizismen. Doch auch feministische Kuriositäten oder weit verbreitete grammatische Fehler, die nicht erst seit Bastian Sick zum Amüsieren einladen, sind nicht sicher vor Schrammens strengem Blick. Des öfteren schlägt er dabei auch den Bogen zu politischen und geistigen Hintergründen der Sprachmisere. So kritisiert er die „nur allzu bekannte, aus historischen Gründen verständliche, aber alles in allem fragwürdige Selbstverleugnung der Deutschen“, eine grassierende „törichte Selbstbezichtigungslust“ sowie die „unberatenen Mitmenschen, die im Banne der amerikanischen Welt-Leitkultur stehen“.

Weltwirtschaftskrieg. Der begrenzte Raum eines Essays zwingt den Autor regelmäßig zu argumentativer Stringenz. Was Ausnahmen von dieser Regel nicht ausschließt. Dazu zählt die großzügig gedruckte Betrachtung des Kunsthistorikers und Philosophen Heiner Mühlmann über „Darwin – Kalter Krieg – Weltwirtschaftskrieg“ (Das Aussterben des amerikanischen imperium. Wilhelm Fink Verlag, München 2009, broschiert, 89 Seiten, 14,90 Euro). Hinter dem eingetretene Pfade verlassenden Ansinnen, Darwins Evolutionstheorie zur Analyse der jüngsten „Finanzkrise“ fruchtbar zu machen, scheint – ignoriert man einmal die vielen Abschweifungen des Verfassers – die nur fahrig explizierte These zu stecken, die USA führten einen „Wirtschaftsbürgerkrieg“ innerhalb der „westlichen Welt“ und einen geoökonomischen Krieg gegen den Rest des Globus. Ihre nationale Immobilien- und Finanzkrise sei nur zu verstehen als ein Schachzug in diesen Kriegen. Demnach hätten sie die Krise ausgelöst, um im so verursachten „internationalen Wirtschaftschaos strategisch zu operieren“. Über andeutendes Raunen darüber, wie sich dieses verschwörungstheoretisch anmutende Modell Klein Fritzchen denn konkret vorzustellen habe und welche konkreten Mechanismen denn gegriffen haben sollen, gelangt Mühlmann allerdings nicht hinaus.

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