© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/09 11. September 2009

Meldungen

RWI: Steuersenkungen bis 2017 unrealistisch?

ESSEN. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) rechnet mit dramatisch steigenden Staatsschulden. „Als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise wird die Verschuldung der öffentlichen Haushalte bis Ende des Jahres 2010 um etwa 245 Milliarden Euro ansteigen“, schrieb RWI-Präsident Christoph Schmidt in einem Beitrag für den Rheinischen Merkur. „Noch gehen einige Parteien mit der Ankündigung von Steuersenkungen auf Stimmenfang. Doch spätestens der Kassensturz in den Koalitionsverhandlungen dürfte die neue Regierung, gleich welcher Couleur, auf den Boden der Tatsachen holen.“ Schmidt rechnet mit einem Schuldenstand von 1,9 Billionen Euro, was 79 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspräche: „Zur Konsolidierung gibt es in der nächsten Legislaturperiode, und darüber hinaus, keine Alternative.“ Im Maastricht-Vertrag habe sich Deutschland aber einer Obergrenze von 60 Prozent des BIP unterworfen. Der RWI-Chef empfiehlt „Ausgabendisziplin sowie die Streichung von Subventionen und Vergünstigungen“ sowie „wachstumsfördernde Maßnahmen wie mehr Wettbewerb und bessere Rahmenbedingungen“. Auf Steuererhöhungen sollte jedoch verzichtet werden. Substantielle Steuersenkungsversprechen seien frühestens im Bundestagswahlkampf 2017 realistisch.

 

Nächste Aktienblase durch Niedrigzinspolitik

Luxemburg. Der Chefvolkswirt der Investmentfirma Assenagon Asset Management, Martin Hüfner, hat vor einer neuen Aktien- und Vermögenspreisblase gewarnt. „Aus der letzten Krise haben wir gelernt, daß es für Notenbanken nicht reicht, nur auf die Verbraucherpreise zu schauen. Sie müssen ihren Blick vielmehr auch auf die generelle Liquiditätssituation richten, vor allem auch auf die Preise der Vermögensgüter“, erklärte der frühere Chefvolkswirt der HypoVereinsbank in der Financial Times Deutschland. Seit März sei der Dax um über 40 Prozent gestiegen. Auf den Bondmärkten laufe der Markt für Firmenanleihen heiß, Hedge-Fonds verschuldeten sich in Niedrigzinswährungen und legen das Geld in höherverzinslichen Währungen an. „Es gibt zu viel Liquidität auf den Märkten.“ Diese werde aber nicht wie von den Zentralbanken auch beabsichtigt für eine vermehrte Kreditvergabe verwendet: „Sie sucht vielmehr nach Anlagemöglichkeiten auf den Finanzmärkten“, so Hüfner. „Die Märkte müssen auf einen Kurswechsel im Verlauf des Jahres vorbereitet werden.“

 

Neuer Stromfresser Flachbild-Fernseher?

BERLIN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat anläßlich der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin die Verbraucher aufgefordert, auf den oftmals zu hohen Stromverbrauch von Flachbild-Fernsehern zu achten. 66 bis 81 Zentimeter (26 bis 32 Zoll) Bildschirmdiagonale reichten meistens voll aus. „TV-Geräte mit 100 Zentimetern (40 Zoll) und mehr verbrauchen meistens sehr viel Strom“, warnte der BUND. Auch viele Plasma-Fernseher seien „wahre Stromfresser“. LCD-Geräte sollten eine Kontrastautomatik haben. Ein eingebauter DVB-Tuner mache eine Set-Top-Box überflüssig und helfe Strom zu sparen. Der BUND bietet eine Einkaufshilfe im Internet: www.bund.net/tv-finder

 

Zahl der Woche

1,4 Millionen Menschen in Deutschland haben neben ihrem Hauptberuf eine zweite reguläre Arbeitsstelle. Das sind 3,7 Prozent aller Erwerbstätigen. 2002 waren es knapp über zwei Prozent. Fast die Hälfte aller Zweitberufe sind selbständige Tätigkeiten wie Versicherungsvertreter oder Landwirt. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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